Hallo uschii!
Bezüglich HIV besteht hier kein Risiko, weil HIV nach einer Minute außerhalb des Körpers bereits nicht mehr ansteckend ist und zudem über so kleine Stiche in der Praxis nicht übertragbar ist (weshalb auch keine PEP nötig ist). Ansteckungen über Spritzen sind praktisch nur dann möglich sind, wenn die Injektion intravenös, d.h. direkt in eine Vene erfolgt (das ist z.B. bei Junkies der Fall, die sich beim gemeinsamen Benützen von Drogenspritzen mit HIV infizieren; hier gelangen Blutreste vom Vorgänger, die sich in der Kanüle sammeln, direkt in die Vene). Subkutan (d.h. wenn ein Nadelstich unter die Haut, nicht aber in eine Vene verabreicht wird) ist eine Infektion mit HIV – selbst dann, wenn das Blut auf der Nadel noch ganz frisch und damit infektiös ist – nur sehr schwer möglich, da die Verletzung zu klein ist, nicht tief genug geht und somit nicht hinreichend infektiöses Blut in die Blutbahn geraten kann.
Allerdings bestand bezüglich Hepatitis B ein geringes Risiko und bezüglich Hepatitis C, das bei Weitem nicht so infektiös wie Hepatitis B ist, ein sehr geringes Risiko (das sich mehr im theoretischen als im praktischen Bereich bewegt). Wenn Sie daher ganz auf Nummer sicher gehen möchten, können Sie Ihre Tochter 16 Wochen nach dem Stich (denn so lange kann es dauern, bis der Test erst eine Infektion erkennen kann) einen Test auf Hepatitis B machen lassen.
Liebe Grüße!
Dr. Leo Lust
