Risikosituation

[Commandant]

Hallo Herr Dr. Lust,
ich möchte zu einer Risikosituation fragen.
Ich hatte mich morgen intim rasiert und geschnitten. Daraufhin hatte ich die Schnittwunde mit Bepanthen dick eingecremt und ein Tempo darüber gelegt. Fünf Stunden später landete ich in einer Terminwohnung. Es war keine Wunde mehr zu sehen und Blut auch nicht.
Ich nahm die Dame kurz zwei Mal in der Doggy. Zuvor leckte ich sie und sie blies mich mit Kondom. So achtete ich auch darauf, dass ich nicht über das Kondom hinaus in sie eindrang. Beide Male hatte sie meinen Penis mit Gleitcreme eingeschmiert. Dieses landete aber über dem Kondomring. Nach den beiden kurzen Doggyspielen (drei Minuten jeweils) ging ich duschen.
Am gleichen Tag hatte ich noch Juckreiz an der Eichelöffnung. Als dieser anhielt, ging ich zum Urologen, schilderte den Juckreiz, aber nicht den Grund:-( Er schrieb mir Fusicutan plus Betamethanson Creme auf. Nach fünf Tagen war der Juckreiz weg, kam aber nach zwei Tagen wieder. Also bin ich wieder zu ihm, sagte aber wieder nix. Die Sichtinspektion war zufriedenstellend, aber er machte einen nicht sehr tiefen Abstrich (drei Wochen nach dem fraglichen Ereignis). Ich hatte eine Stunde zuvor uriniert, Fusicutan war zwei Tage abgesetzt. Dieser war ohne Erregerbefund. Fusicutan nahm ich dann noch acht Tage und nun ist der Juckreiz weg, die Eichelöffnung aber manchmal gerötet (vor allem nach sportlicher Aktivität oder Masturbation).
Als die Dame nach vier Wochen wieder auftauchte, rief ich sie an und fragte, ob sie gesund sei. Sie antwortete ja und dass sie regelmäßig getestet werde.
Nun meine Fragen:
1. Kann ich mich durch die Wunde mit STI infiziert haben oder schützt das Gleitgel?
2. Kann die Eichel gereizt sein? Keine Pickel, kein Ausfluss, kein Brennen beim Wasserlassen
3. Scheidet die Eichel als Eintrittspforte für STI aus, da das Kondom drüber war?
4. Kann der Abstrich falsch negativ sein? Wird beim Abstrich quasi routinemäßig eine Bakterienkultur angelegt? Hätte diese STI gezeigt?
5. Wie sind die Erfahrungen mit Prostituierten in Wohnungen? Sind diese Damen recht sicher?
Danke für Ihre Antworten! Ich weiß, es sind viele Fragen. Ich wäre Ihnen sehr verbunden!
Beste Grüße
Commandant

[Commandant]

Noch ein kleiner Nachtrag;-)
Drei Wochen nach der Risikosituation war ich zum kleinen Blutbild beim Hausarzt. Die Leukozyten waren bei 4.1 Tsd/ µl. Schließt das eine bakterielle Infektion durch STI aus oder hat das keinen Wert?
Beste Grüße
Commandant

[Dr. Leo Lust]

Hallo,

1. HIV kann so nicht übertragen werden. Chlamydien und Gonorrhoe können schon über Schmierinfektionen übertragen werden aber nicht über kleine Schnittverletzungen allein.
2. Ob die Eichel gereizt ist, muss sich natürlich ein Facharzt vor Ort anschauen.
3. Ja, solange das Kondom intakt war, hatten Sie auch den vollen Schutz. Schmierinfektionen (wenn z.B. Restmengen an Scheidenflüssigkeit auf die Eichel gelangen) können jedoch nicht ausgeschlossen werden.
4. Das kann ich nicht einschätzen, da ich nicht weiß, welchen Test Sie gemacht haben. Bitte dort nachfragen, wo Sie den Test durchführen haben lassen. Bei uns können Sie sich ab 2 Wochen nach dem Risikokontakt auf Gonorrhoe und Chlamydien testen lassen, dieser Test ist spezifisch für die beiden STIs.
5. Wenn es sich bei der Dame nicht um eine professionelle Prostituierte handelt, unterliegt sie nicht der gesetzlichen Testpflicht auf STIs. Somit kann kein Rückschluss auf ihren Gesundheitsstatus gezogen werden.
6. Ein normaler Leukozyten Wert sagt nichts darüber aus, dass Sie sich nicht mit STIs angesteckt haben. Deshalb werden ja spezifische Abstrichtests hierfür angeboten.

Liebe Grüße,
Das Team der Aidshilfe

[Commandant]

Danke für Ihre Antwort!
Der Urologe sagte, dass er prüfen wolle, da er etwas in der Harnröhre gesehen habe. Er wolle nichts Exotisches testen. Aber wenn er eine Bakterienkultur angelegt hat, werden Bakterien doch gezeigt, oder muss diese schon speziell auf das Bakterium angelegt werden?
Kann die Salbe nur die Infektion überdecken, so dass der Juckreiz weg ist oder würde der bei STI wieder kommen?
Auch zur Scheidenflüssigkeit habe ich noch eine Frage: Da die Dame Gleitgel benutzte, müsste diese doch verdünnt sein. Reduziert das die Infektionsgefahr? Ist die Übertragung über Finger häufig?
Ich weiß, wieder viele Fragen, aber es beschäftigt mich sehr.
Beste Grüße
und tausend Dank!

[Autor]

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