Startseite Foren HIV/Aids Fragen zum PCR TEST

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    • #4026
      Michi1111
      Teilnehmer

       Sehr geehrter Dr. Lust

       
      ich habe mich ein wenig im Internet und in Ihren FAQ über diese Art von Test informiert und nun möchte ich Sie um eine Bestätigung meiner Informationen und die Beantwortung einiger Fragen bitten. Dies wäre für mich sehr hilfreich.
       
       
       
      ich habe gelesen das es nur 2 Typen des HIV Virus gibt und von diesen 2 Typen eine Vielzahl von Untergruppen. 
       
      Weil der PCR Test immer nur auf einen Typ des Virus getestet werden kann, wird ein PCR Test auf Typ 1 und 2 benötigt, um jede Möglichkeit des Virus abzudecken. 
       
      Jedoch gibt es einige sehr, sehr seltene Untergruppen des Typ 1 Virus, auf welche der PCR Test nicht anzeigt. Wie häufig sind diese Virustypen und stimmt diese Aussage? 
       
      Wenn der Test 2 Wochen bis unendlich nach einem Risikokontakt durchgeführte wird, so kann Typ 1 und 2 mit einer Sicherheit von 99% ausgeschlossen werden, was nur um 1% weniger ist, als bei einem Antikörpertest nach 12 Wochen. 
       
      Der PCR Test würde nur durch eine HART-Therapie wieder unter die Nachweisgrenze sinken.
       
      Ist der PCR Test auf Typ 1 und 2  gleich sicher, also 99%? 
       
      Kann eine Hepatitis A Impfung das Ergebnis eines PCR Testes beeinflussen? Und bis zu welchem Zeitpunkt?
       
      Der PCR Test neigt wegen seiner Sensibilität dazu, manchmal falsche Positive Ergebnisse anzuzeigen, obwohl keine Viruserkrankung vorhanden ist.
       

       

    • #9195
      Dr. Leo Lust
      Moderator

      Hallo Michi!

      Ich sende Ihnen hier ein Interview zur PCR, das wir mit Frau Dr. Puchhammer vom Virologischen Institut (Wien) durchgeführt haben.

      Ein PCR-Testergebnis ist zu etwa 99% sicher.

      Liebe Grüße!

      Dr. Leo Lust

      Hier das Interview:

       

      Frage 1:

      Was genau „mißt“ von ein PCR-Test in der HIV-Diagnostik – und wo liegt aktuell die untere Nachweisgrenze?

      Die klassischen quantitativen HIV-PCR Tests messen die HIV-RNA Menge im Blut, der Test cut off liegt je nach Testsystem zwischen ca. 20 und 50 Kopien/ml.

      Frage 2:

      Gibt es heute, 2012, wirklich zwei – nämlich „qualitative“ und „quantitative“ – HIV-PCR-Nachweisverfahren? Wenn ja, worin liegt der Unterschied?

      Es gibt qualitative und quantitative PCR Nachweismethoden. Bei den qualitativen Tests wird nur die Anwesenheit von Virusnukleinsäure in einer Probe untersucht. Bei den quantitativen Tests wird, zB mit real time PCR-Verfahren, die Menge von PCR Fragmenten gemessen, die im Testverlauf gebildet werden und dadurch ist ein Rückschluss auf die Ausgangsmenge möglich.

      Frage 3:

      Wie groß ist das diagnostische Fenster beim PCR-Verfahren anzusetzen, um ein möglichst zuverlässiges Ergebnis zu zeigen?

      Wir empfehlen eine erste PCR Untersuchung 12-14 Tage nach dem Risikokontakt.

      Frage 4:

      Was bedeutet nach Einhaltung dieses Fensters ein PCR-Befund mit dem Vermerk „negativ“?

      In diesem Fall würde ich bei einem vorhergegangenen Risiko zur Sicherheit auf jeden Fall weiter eine Antikörperdiagnostik empfehlen.

      Frage 5:

      Ist die Empfehlung zum Antikörper-Test nach einem negativen PCR-Befund aus Ihrer Sicht notwendig und sinnvoll?

      Das ist bei entsprechendem Risiko auf jeden Fall sinnvoll, um eventuelle- sehr seltene – Versagen der PCR Diagnostik auch abzudecken

      Frage 6:

      Sind Ihnen bzw. dem virologischen Institut konkrete Fälle bekannt, in den nach einem negativen PCR-Befund (unter Einhaltung des diag. Fensters) ein späterer HIV-AK-Test positiv war?

      Mir sind durchaus einzelne Fälle bekannt, wo bei eindeutiger HIV-Infektion und ohne antiretrovirale Vorbehandlung des Patienten/der Patientin die Routine PCR Untersuchung negativ war. Ursache dafür können sein: a) Einzelne (sehr wenige) Stämme werden mit einzelnen kommerziellen PCR-Tests nicht ausreichend erkannt und eine weitere Testung mit anderen PCR-Tests (andere Primer etc) ist notwendig um das Virus nachzuweisen. Das ist wie gesagt sehr selten, aber kommt vor. b) Es handelt sich um Elite Controlers, die in der Regel mit allen HIV-PCR Tests negativ oder nur sehr schwach positiv sind.

       

      Frage 7:

      Im Gesetz zur HIV-Testdiagnostik ist festgelegt, daß als Screening-Tests nur Antikörpertests zugelassen sind. Wenn ich „Screening“ als die Anwendung eines Suchverfahrens auf größere Personengruppen verstehe, ist ja der freiwillige Entschluß einer Einzelperson zum PCR-Test nicht von diesem Gesetz berührt.

      Wie kommt es Ihrer Meinung nach trotzdem zu so vielen Unklarheiten und widersprüchlichen Informationen im Zusammenhang mit der Zu-ver-lässigkeit (absichtliche Schreibweise: Zuverlässig – zulässig) von PCR-Testverfahren auf HIV?

      Beispiel: Lt. Telefonischer Auskunft des Labors im RKI Berlin (von heute) haben die dort tatsächlich „eine Handvoll“ (Zitat) Patienten, die OHNE HAART im PCR über einen längeren Zeitraum unter der Nachweisgrenze liegen, jedoch bestätigt HIV-AK-positiv sind („Elitecontroler“). Ich kann morgen erst die zuständige Ärztin erreichen, um nach der tatsächlichen Zahl zu fragen. Bin schon gespannt, was sie sagt….—persönliche Anmerkung: das wundert mich gar nicht. Gibt es in Ö auch. Siehe Österr. Kohortenstudie, Prof Zangerle. (bis zu ein Prozent der Kohorte).

       

      Der freiwillige Entschluss zu einem HIV-PCR Test ist vom Gesetz in keiner Weise berührt, und ist absolut sinnvoll, wenn ein entsprechendes Risiko vorliegt und man das diagnostische Fenster abkürzen möchte. Aber aus oben genannten Gründen und Erfahrungen ist es klar, dass eine zusätzliche Antikörperdiagnostik bei entsprechendem Risiko wichtig ist.

      Frage 8:

      90 % aller HIV-Infektionen werden durch Viren der Gruppe M verursacht, die durch den PCR 1 erfaßbar sind. „Elitecontroler“ (siehe Beispiel oben) sind auch sehr selten. Was können wir Ihrer Empfehlung nach einem Ratsuchenden über die Zuverlässigkeit seines negativen PCR-Befundes sagen?

      Unter Berücksichtigung des diagnostischen Fensters ist ein PCR-negatives Resultat sehr wahrscheinlich Hinweis darauf, dass keine HIV-Infektion vorliegt. Aber wie oben geschildert, ist es eben nicht zu 100% sicher.

       

      Frage 9:

      Last but not least noch eine Frage zu den Schnelltests (AK/antigen) von ALERE: Welche Aussagekraft haben diese Tests im Vergleich zu den derzeit z. B. von der AGES verwendeten klassischen Duo-Tests – selbstverständlich unter Einhaltung des gleichen diagnostischen Fensters?

      Bei Kombinations -Schnelltests müsste die Antikörpernachweiskomponente generell ähnlich gut sein wie bei den klassischen ELISAs. Ich weiß aber nicht ob die Qualität der Antigennachweiskomponente mit der der klassischen 4. Generations ELISAs mithalten kann. Wir haben keine Erfahrung mit dem angesprochenen Test, aber die Erfahrungen, die wir diesbezüglich in unseren Analysen mit einem anderen Kombi-Schnelltest in der Vergangenheit gemacht haben, waren nicht gut.

    • #9196
      Dr. Leo Lust
      Moderator

      PS: Impfungen beeinflussen die PCR nicht. PCRs fallen auch nicht falsch-positiv aus.

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