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      Vorsichtsmensch
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      Hallo Herr Dr. Lust,

      vor kurzem ist mir ein dummes Missgeschick passiert. Ich lebe in einer serodifferenten Beziehung, also mein Partner hat HIV. Beim penetrieren des Anus hab ich ein Kondom benutzt, das ich mir über die ganze Hand gezogen habe um evtl. kleine Verletzungen an der Hand die den Eintritt von HIV ermöglichen könnten, auszuschließen. Zudem benutzte ich Gleitgel. Nach ein paar Minuten, – als er gekommen war – hab ich meine Finger (3-4) mit Kondom wieder herausgezogen und wollte das Kondom mit der anderen Hand abziehen, als es mir durch die Bewegung meiner Finger im inneren des Kondoms plötzlich vor meinen Augen platzte und ein Sprühnebel der Flüssigkeit auf dem Kondom in meine Augen geriet. Nach einer kurzen Bedenkminute entschied ich mich zur Sicherheit meine Augen unter fließendem Wasser (Wasserhahn) zu spülen um eventuelle HI-Viren zu verdünnen und rief anschließend die Deutsche Aidshilfe an um nach einer Notwendigkeit einer PEP zu fragen. Diese verneinte allerdings, da scheinbar keine sichtbaren Blutspuren oder Sperma auf dem Kondom waren und davon auszugehen ist, dass mir lediglich Gleitmittel ins Auge gespritzt sei, welches kein HIV aufnehmen könne. Das beruhigte mich erstmal, allerdings fand ich später im Internet unter anderem eben auch hier, dass Darmsekrete ebenfalls HIV in sich bergen können. Der Deutschen Aidshilfe ist davon nichts bekannt gewesen, nicht einmal nach kritischen Fragen meinerseits! Wie ich aber schnell erfuhr ist es jedoch der schweizer, wie auch der österreichischen Aidshilfe bekannt und wird ganz klar auch unter hoch ansteckenden Flüssigkeiten aufgeführt. Nun bin ich sehr besorgt dass ich mich mit HI-Viren über Darmsekret (Flüssigkeit im Darm, die wohl transparent als auch gelblich sein kann) und Augenkontakt infiziert haben könnte. Das Kondom war allerdings nur mit transparenter Flüssigkeit bedeckt, soweit ich mich erinnern kann.

      Voller Sorge rief ich das Robert Koch Institut an und telefonierte mit einem Wissenschaftler der sehr bemüht war, mir allerdings keine Aussage abgeben konnte, weil darüber leider keine Daten vorliegen. Was er mir nur sagen könne wäre, dass wenn diese Flüssigkeit auf meine Eichel/Penisschleimhaut gespritzt wäre, ein Risiko auf alle Fälle bestanden hätte. Daraufhin versuchte ich es beim Bundesamt für Gesundheit und sprach mit einer Ärztin die auf HIV spezialisiert war. Diese bestätigte wiederrum dass Darmsekret und Flüssigkeit vom Darm auf alle Fälle HI-Viren in sich tragen und ähnlich wie Sperma und Blut sehr ansteckend sei. Eine PEP wäre laut Ihrer Aussage/Erfahrung angebracht gewesen, da es sich hier eindeutig um einen Kontakt zwischen Schleimhaut (Darmflüssigkeit) und Augenschleimhaut gehandelt hätte, und das Auge zudem eine hervorragende Eintrittspforte für HIV sei. Für eine PEP ist es jetzt allerdings zu spät und somit konnte sie mir nur noch raten in 3 Monaten einen HIV-Test zu machen um sicher zu gehen. Dumm, denn ich hatte kürzlich erst einen gemacht der wie erwartet negativ ausfiel.

      Nun bin ich allerdings total verwirrt und weiss nicht mehr welcher Info ich glauben schenken soll, da scheinbar die seriösen Anlaufstellen und Informationsstellen unterschiedliche Auffassungen haben. Zudem bin ich jetzt sehr verängstigt und verunsichert…

      Deshalb wende ich mich an Sie um Ihre Meinung zu hören. Besteht hier wirklich ein Risikokontakt? Und wenn ja, wie hoch könnte der ihrer Meinung/Erfahrung sein? Und wenn Darmsekret so ansteckend wäre, könnte ich dann beim Abziehen des Kondoms beim Analverkehr diese von meinen Fingern auf meine Eichel oder Auge oder Mund übertragen, so dass praktisch immer ein Risiko der HIV-Infizierung bestünde? Wenn dem so wäre, sehe ich für serodifferente Beziehungen ein nicht mehr tragfähiges Risiko…

      Für Ihre Antwort und Bemühen möchte ich mich schon jetzt bedanken.

      Freundliche Grüße aus München…

    • #7708
      Dr. Leo Lust
      Moderator

      Hallo Vorsichtsmensch,

      wir würden dieses Risiko unter "theoretisch möglich, praktisch aber vernachlässigenswert" einreihen, denn: weltweit wurde bisher überhaupt erst 1 Fall einer HIV-Übertragung über das Auge dokumentiert, wobei hier Blut im Spiel war. Falls also wirklich eine minimale Spur von Darmsekret in Ihr Auge gekommen sein sollte (durch den Lidreflex an sich recht unwahrscheinlich), wäre dies mit großer Sicherheit zu wenig an transportierten HI-Viren (sollte Ihr Partner noch dazu erfolgreich in HAART-Behandlung sein, ist seine Viruslast zudem wahrscheinlich sehr gering). So gesehen, wäre eine PEP eher eine psychologische Sicherheits-maßnahme gewesen. Um sich wieder sicher zu fühlen, kann ein AK-Test nach gesamt 3 Monaten aber hilfreich für Sie sein.

      Mit freundlichen Grüßen, Dr. Leo Lust

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