Startseite Foren HIV/Aids Angst vor Ansteckung trotz PrEP/PEP 2

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    • #5308
      Elphaba
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      Lieber Dr. Lust, ich bin schwul und habe vor kurzem ungeschützt mit einem Bekannten von mir geschlafen. Ursprünglich war das mal eine Winterromanze, aber die ist schon etwas her. Inzwischen ist der Gute in einer Beziehung mit einem HIV-Positiven. Dieser wiederum ist wohl seit Anfang des Jahres in Therapie und unter der Nachweisgrenze. Da, nennen wir ihn mal Mr. M, mir versichert hat, dass er sonst nicht mit anderen Männern schläft und sein letzter Test im Mai negativ ausgefallen ist, haben wir uns im gegenseitigen Einvernehmen dazu entschieden, auf das Gummi zu verzichten. Während ich das schreibe, komme ich mir im Nachhinein betrachtet total bescheuert vor, aber wozu Lust alles verleitet, mag man sich gar nicht vorstellen. Sad Ich gehe sonst sehr sehr sorgfältig mit dem Thema Safer Verkehr um. Jedenfalls haben wir alles vorher offen kommuniziert und waren sicher, einander vertrauen zu können. Dazu muss man sagen, dass ich zweieinhalb Stunden vor dem Verkehr bereits zwei Truvada genommen habe und mich an die Empfehlungen einer „anwendungsbezogenen PrEP“ der dt. Aidshilfe gehalten habe. Nun, nachdem das ganze Techtelmechtel vorbei war, hat mich natürlich das schlechte Gewissen heimgesucht und ich hab mir totale Sorgen gemacht, ob nicht doch irgendwas schief gelaufen sein könnten. Nach nochmaligem Kontaktieren von Mr. M hat er mir versichert, dass sein Freund unter der NGW ist, dies allerdings noch nicht seit 6 Monaten, wie von diversen Gesellschaften empfohlen. Trotzdem schlafen sie seit der guten Blutergebnisse ungeschützt miteinander. Na jedenfalls hat alles Nachgefrage nichts genützt und ich bin mit einer Freundin trotzdem noch am selben Abend in die Notaufnahme gedüst. Die Ärzte dort waren meiner Meinung nach ziemlich inkompetent und wussten nicht mal, dass man inzwischen auch ohne Kondom unter Bedingungen nicht mehr ansteckend sein muss. Ich war danach mehr als verunsichert, habe aber trotzdem eine PEP mit 4 Tabletten für den Abend und den nächsten Morgen bekommen. Der Spezialarzt, zu dem ich am nächsten Tag wegen eines Rezeptes bin, konnte über dem „Aufklärungsbogen“ nur den Kopf schütteln. Er meinte, auf Grund meiner Situation brauche ich eigentlich keine PEP, hat mir aber zur Beruhigung dennoch eine angeboten, die ich auch angenommen habe. Alle bisher untersuchten Werte, inklusive SÜK, sind erst mal unauffällig. Jetzt fragt sich der ein oder andere sicher, warum ich dann überhaupt schreibe. Trotz des Schutzes durch PrEP, PEP und der Fakt, dass der Freund von Mr. M unter der NGW liegt mache ich mir nun Sorgen. Ich fühle mich ziemlich schuldig und iwie „unmoralisch“. Ich weiß, klingt recht katholisch, aber ich weiß nicht wie ich es sonst ausdrücken soll. Ich tue so etwas sonst überhaupt nicht und es war ein ein echter Ausrutscher. Den Kontakt hatte ich am letzten Dienstag, heute haben wir Montag und mein Hals kratzt ziemlich, ich fühle mich fröstelig und leicht fiebrig. Ich weiß natürlich auch (unter anderem durch dich), dass die Suche nach Symptomen Nonsens ist. Dennoch würde ich mich über eine Einschätzung meines Risikos durch Sie freuen. Was halten Sie von der Sache? Könnte sich Mr. M unwissend auf Grund der nicht eingehaltenen sechs Monate bei seinem Partner infiziert haben? Wie hoch ist mein Risiko? Angst ist immer ein schlechter Ratgeber und ich glaube, ich könnte statt der vielen Zahlen aus dem Netz eine menschliche Beratung ganz gut gebrauchen. Vielen lieben Dank!

    • #10456
      Dr. Leo Lust
      Moderator

      Hallo Elphaba!

       

      Ein Risiko bestand hier schon, weil es zu viele Unsicherheitsfaktoren gibt.

      1. Sie wissen nicht, ob das mit der Nachweisgrenze tatsächlich stimmt oder ob Ihr Partner gelogen hat

      2. Man muss sechs Monate durchgehend unter der Nachweisgrenze sein, da es immer wieder Schwankungen der Viruslast geben kann.

      3. Sie wissen nicht nicht ob Ihr Sexpartner HIV-positiv ist.

      4. Die DAH schreibt: „Die Wirksamkeit der anlassbezogenen PrEP ist noch nicht zweifelsfrei erwiesen. Ärztliche Begleituntersuchungen und regelmäßige HIV-Test sind bei beiden Einnahmevarianten unbedingt erforderlich.“

       

      Daher halte ich es für sinnvoll, dass Sie die PEP eingenommen haben, weil diese das Risiko minimiert hat. Ihr Risiko liegt aufgrund von Prep und PEP im Promillebereich, falls Ihr Sexpartner HIV+ und infektiös ist. Mit einer Infektion müssen Sie somit noch lange nicht rechnen.

      Ab 12 Wochen nach Abschluss der PEP kann ein HIV-Test die Infektion ausschließen. Ihre Symptome sagen über Ihren HIV-Status nichts aus.

       

      Liebe Grüße!

      Dr. Leo Lust

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