Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer oder: der Papst und das Kondom

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Wenn auch die Aidshilfe Salzburg es begrüßt, dass Papst Benedikt XVI. sich zumindest in Einzelfällen positiv zum Kondomgebrauch äußert, kann sie die Begeisterung wegen der päpstlichen Aussage dennoch nicht nachvollziehen. Denn die kirchlich abgesegnete Erlaubnis des Kondoms bezieht sich nur auf seltene Ausnahmen. Solange sich jedoch nichts an der kirchlichen Sexualmoral ändert, die noch immer Sexualität rein auf die Ehe beschränkt (die wiederum ganz unter dem Vorzeichen der Aufzucht von Kindern stehen sollte), wird um das Statement des Bischofs von Rom nur viel Lärm um nichts gemacht. Es ist immer wieder erstaunlich, wie Presse, Öffentlichkeit und liberale Theologen bei Äußerungen wie dieser sofort in naiven Jubel ausbrechen und das Ende der katholischen Sexualfeindlichkeit prophezeien. Nun ja, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Schon laufen christlich-katholische Fundamentalisten wie Kreuz.net & Co Sturm, doch wird sich an Doppelmoral, Sexualstörungen und ekklesiogenen Neurosen (gerade innerhalb der Amtskirche, also innerhalb des Klerus) nichts ändern. Weiterhin werden der aktuelle Pontifex und zukünftige Päpste in den  so genannten Entwicklungsländern, wo man auf die Moralpredigten Roms bedauerlicherweise hört, munter „Seid fruchtbar und mehret Euch!“ predigen und das Kondom verteufeln. Angesichts der bestehenden Überbevölkerung mit allen damit einhergehenden und noch ausstehenden Katastrophen und Kriegen um die Ressourcen, der raschen Ausbreitung von HIV/AIDS und dem damit verbundenen unfassbaren menschlichen Leid gerade in den ärmsten Ländern der Welt, eine moraltheologische Haltung, wie sie unmenschlicher und pathologischer nicht sein könnte. Die Botschaft Jesu wird damit aufs Übelste pervertiert.

Es wird Zeit, dass das kirchliche Lehramt endlich erkennt, wie dringend es auf dieser immer enger werdenden Welt ist, Liebe und Sexualität von der Zeugung von Nachkommen radikal zu trennen. Bevor dies der Fall sein wird, müssten sich wohl aber erst einmal 99 Prozent der Kleriker einer tiefenpsychologischen Therapie unterziehen, um ihre Zwangsneurosen, Schuldgefühle und Ängste durchzuarbeiten, damit sie mit ihrer eigenen Sexualität ins Reine kommen.

Autor: Florian Friedrich
 

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