The „Big Five“ in Salzburg
– Neues Testangebot auf Chlamydien und Gonorrhö (Tripper)
– Zielgruppe sind vor allem junge Frauen und Männer
– Neudiagnosen in Salzburg (33 mit Stichtag 31.10.2019) erneut hoch
– Prävention und Testungen als wirksames Mittel gegen steigende Neuinfektionen
Die wichtigste Neuigkeit der Aidshilfe Salzburg ist das erweiterte Testangebot. In Kürze werden zwei neue Test zum Selbstabstrich angeboten, mit denen man Chlamydien und Gonorrhö (umgangsprachlich auch Tripper genannt) nachweisen kann.
Wir haben somit die so genannten Big Five (HIV, Hepatitis, Syphilis, Chlamydien und Gonorrhö) in unser Testangebot aufgenommen.
Seit geraumer Zeit haben wir eine erhöhte Nachfrage nach Abstrichtest festgestellt, sodass die Einführung der neuen Tests nur einen weiteren logischen Schritt darstellt, mit dem wir auf den aktuellen Zeitgeist reagieren.
Die Nachfrage an Testungen auf Chlamydien und Gonorrhö hat durchaus seine Berechtigung: Beide bakteriellen Infektionen zählen zu den häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten weltweit. Oft fehlt jedoch eine Anlaufstelle, welche Testungen anbietet bzw. es wird erst dann getestet, wenn sich schon Symptome bemerkbar gemacht haben. Da sowohl Chlamydien als auch Gonorrhö häufig symptomlos verlaufen, aber schwere Folgen (wie zum Beispiel Unfruchtbarkeit) mit sich bringen können, wollen wir, als Aidshilfe, allen die Möglichkeit geben, sich auf Chlamydien und Gonorrhö, mittels Selbstabstrich, testen zu lassen. Wie auch bei unserem bereits bestehenden Angebot, setzen wir auch hier auf einen möglichst niedrigschwelligen Zugang und auf die Anonymität.
Die Zielgruppe sind v.a. junge Frauen und Männer unter 25 Jahren. Je nach Altersgruppe, Geschlecht, Region und sozialem Status sind bis zu 10 oder 20 Prozent der Population mit Chlamydien infiziert. Besonders betroffen sind junge Männer und Frauen sowie auch homosexuelle Männer.
Bei Frauen sind Chlamydien nach Trichomonaden die zweithäufigsten Erreger von Ausflusserkrankungen. Seit Ende der 1990er-Jahre ist die Zahl der Infektionen sowohl in Nordamerika als auch in Nord- und Mitteleuropa kontinuierlich gestiegen. Für Österreich gibt es mangels Meldepflicht keine guten Daten; in einer vom Robert Koch Institut durchgeführten Studie waren 9 % der untersuchten Männer, die Sex mit Männern haben, mit Chlamydien infiziert; diese Zahlen dürften ohne weiteres auf Österreich übertragbar sein.
„Prävention und Aufklärung bei sexuell übertragbaren Krankheiten sind mir sehr wichtig, wie auch ein stärkeres Bewusstsein für regelmäßige Untersuchungen. Im Schnitt dauert es in Österreich bei einer HIV-Erkrankung immer noch rund 4 Jahre von der Infektion bis zur Diagnose. Wir haben einen hohen Anteil an ‚Late Presentern‘, Menschen, deren Infektion erst spät nachgewiesen wird. Bei der Behandlung mit HIV-Infizierten Patientinnen und Patienten hat die Medizin in den letzten Jahrzehnten immense Fortschritte gemacht. Wenn bei Patientinnen und Patienten in einer medikamentösen Therapie sechs Monate lang kein HI-Virus nachgewiesen wird, so ist das Risiko einer Übertragung (z.B. ungeschützter Geschlechtsverkehr) vernachlässigbar. Eine effiziente antivirale Behandlung führt dazu, dass das HI-Virus im Blut des Patienten nicht mehr nachgewiesen werden kann. Die Prävention und Aufklärung ist aber auch bei anderen sexuell übertragbaren Krankheiten, wie z.B. Chlamydien und Gonorrhoe wichtig: Diese Erkrankungen dürfen nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Sie sind zwar medikamentös gut behandelbar, eine unzureichend diagnostizierte bzw. behandelte Erkrankung kann aber zu chronischen Infektionen im Genitalbereich und letztendlich auch zu Unfruchtbarkeit führen“, so Dr. Sebastian Huber, Zweiter Landtagspräsident und niedergelassener Facharzt für Innere Medizin
Foto: v.l.n.r.: Mag. Willi Maier, Leiter der Aidshilfe Salzburg, Mag. Florian Friedrich, Präventionsmitarbeiter der Aidshilfe Salzburg, und Dr. Sebastian Huber, Zweiter Landtagspräsident und niedergelassener Facharzt für Innere Medizin
Fotonachweise: Aidshilfe Salzburg