Kalifornien: Apotheken dürfen PrEP und PEP ohne Rezept abgeben

ahsIn Kalifornien sind ab 1. Jänner 2020 die Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP), die eine HIV-Ansteckung verhindern kann, und die Post-Expositionsprophylaxe (PEP), die nach einem Risikokontakt eine HIV-Infektion verhindert, ohne ärztliches Rezept erhältlich. In Kalifornien werden PrEP und PEP somit gleichbehandelt wie die Pille oder die „Pille danach“ für Frauen.

Für Gouverneur Newsom, der diese Woche das Gesetz unterschrieben hat, ist die Freigabe von PrEP und PEP eine Präventionsmaßnahme, die „buchstäblich Leben retten kann“. Der rezeptfreie Zugang zu PrEP und PEP sei dabei ein wichtiger Schritt für das Ziel, HIV in den nächsten zehn Jahren „endgültig zu beenden“. Die Regierung denkt, dass dadurch im ersten Jahr die Zahl der HIV-Neuinfektionen um zwei Prozent sinken wird.

In Österreich ist die PrEP zurzeit nur auf Privatrezept um 60€ pro Monat erhältlich. Zudem sind die Richtlinien strenger, da bei falscher Einnahme der PrEP Risiken drohen. Ein Risiko ist etwa dann gegeben, wenn die PrEP nicht regelmäßig oder nur kurz vor einem ungeschützten Sexualkontakt oder danach eingenommen wird. In der MSM-Szene wird die PrEP oft illegal vor ungeschützten Sexualkontakten verkauft oder weitergegeben, wobei hier zwar ein gewisser Schutz gegeben ist („besser eine PrEP als ein ungeschützter Sexualkontakt ohne PrEP“), es aber dann doch immer wieder zu HIV-Infektionen kommt.

Ein Problem bei dieser unkontrollierten Einnahme besteht auch darin, dass sich die Konsumenten meist nicht regelmäßig ärztlich untersuchen lassen; verbunden mit Alkohol- und Drogenkonsum kann es hier zu schweren Leber- oder Nierenschäden kommen, welche dann lange unentdeckt bleiben. Wer z.B. bereits an einer Nieren-/ oder Lebererkrankung leidet, sollte unbedingt auf die PrEP verzichten.

Daher sehen die österreichischen Leitlinien unbedingt regelmäßige medizinische Untersuchungen der Leber und Nieren vor, wenn die PrEP eingenommen wird.

Auch finden in Österreich vor der Verschreibung der PrEP ärztliche Beratungsgespräche statt, in denen u.a. geklärt wird:

– Risikoreduktion durch Effektivität der oralen HIV-PrEP#

– Risiken für andere sexuell übertragbare Krankheiten und Impfprävention

– Testverfahren (u.a. „diagnostische Lücke“ bei HIV-Tests)

– andere Präventionsmaßnahmen (z.B. Kondome, Therapie als Prävention, Postexpositionsprophylaxe)

– Begleituntersuchungen

– Wechselwirkungen mit anderen Medikamnten

–  Möglichkeit der Resistenzentwicklung

– Mögliche Nebenwirkungen, Interaktionen und Komplikationen der PrEP

– Symptomatik einer primären HIV-Infektion

 

Fazit: Die ausreichende Effektivität der PrEP zur Verhinderung einer Infektion mit HIV konnte bisher nur in Kombination mit fachlich-fundierter begleitender Beratung nachgewiesen werden. Auch können sich Resistenzen entwickeln, die nur durch regelmäßige ärztliche Untersuchungen festgestellt werden. Des Weiteren muss bei Einnahme der PrEP mehrmals im Jahr auf andere STDs getestet werden, die unbemerkt genauso gefährlich sein können wie HIV (etwa Syphilis, Hepatitis).

 

 

Photo: jg_79 / photocase.com

 

 

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