HTLV-1: Ein nicht zu unterschätzendes Virus auf dem Vormarsch

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Arnold Böcklin

Beim  Humanen T-Lymphotropen Virus 1 (HTLV-1) handelt es sich um ein sexuell übertragbares Virus, das bei jedem zehnten Menschen Blutkrebs auslöst. Das Virus wurde vor etwa 40 Jahren entdeckt, ist aber nur wenig bekannt. Weltweit sind etwa 15 bis 20 Millionen Menschen mit HTLV-1 infiziert. Gegen das Virus gibt es weder Impfung noch Heilung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) fordert nun, dass mehr gegen das Virus unternommen werden müsse: „Es ist enttäuschend, dass Menschen, die mit HTLV-1 infiziert sind, sehr wenig Aufmerksamkeit bekommen haben“, heißt es in einem Brief.

Der Forscher Robert Gallo entdeckte 1980 das Virus HTLV-1. Hierbei handelt es sich um das erste Retrovirus, welches unter Menschen gefunden wurde. Das Virus kann bei Menschen zu aggressiven Formen von Blutkrebs führen.

Unter dem Schatten von HIV wurde HTLV-1 vergessen und viele Jahre nicht beachtet. Da HIV mittlerweile ausgezeichnet behandelt werden kann, wenden sich ForscherInnen nun wieder mehr HTLV-1 zu.

HTLV-1 verläuft in der Regel unbemerkt und führt bei drei bis fünf Prozent der Infizierten nach Jahrzehnten zur Tumorerkrankung „Adulte-T-Zell-Leukämie“. Mit dieser Tumorerkrankung lebt man dann nur noch sechs bis acht Monate. Drei Prozent der Erkrankten entwickeln zudem eine Tropische Spastische Parese, die der Multiplen Sklerose ähnlich ist. Auch Haut- und Augenentzündungen sowie eine Schwächung des Immunsystems können Folgen sein.

In Westeuropa ist HTLV-1 selten. Es gibt etwa 300.000 Infizierte. Norbert Bannert vom Robert Koch-Institut äußert, dass selten auf HTLV-1 getestet werde und fordert, in Zukunft bei Leukämien oder Lymphomen häufiger auf HTLV-1 zu testen. HTLV-1, so Bannert, sei eine vernachlässigte Krankheit, auch, weil die Menschen, die hauptsächlich erkranken, bisher in vernachlässigten Regionen der Welt leben. Doch „Krankheiten halten sich nicht an Grenzen“, so Bannert. Auch sei es möglich, dass aufgrund der guten HIV-Therapie wieder mehr riskanteres Sexualverhalten stattfinde. Dies könnte zu einer Ausbreitung von HTLV-1 auch in Europa führen. Da aber so selten auf HTLV-1 getestet werde, sei es unmöglich, Trends abzulesen, sagt Roger Taylor vom Imperial College London: „Wenn wir nicht aufpassen, könnte das Virus sich hier ausbreiten, ohne dass wir es merken.“

 

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