Viele wissen nichts von ihrer Infektion


Viele sexuell übertragbare Krankheiten, wie beispielsweise Syphilis und Gonorrhoe (Tripper), sind relativ einfach zu diagnostizieren und lassen sich leicht und schnell per Antibiotika ausheilen. Doch weil es in Österreich an epidemiologischen Daten fehlt, ist die Verbreitung weitgehend unbekannt und läuft buchstäblich „unter der Decke“, beklagen Experten. Das größte Manko, wie der Linzer Spezialist Josef Auböck weiß: „Es besteht in Österreich nur eine beschränkte Meldepflicht. Einem Krankheitsverdacht ist nachzugehen. Eine Meldepflicht gilt nur, wenn eine Weiterverbreitung zu befürchten ist.“ Das wäre etwa der Fall, wenn jemand mit einem positiven Befund aus der ärztlichen Betreuung verschwindet, sich nicht mehr meldet. „Wir wissen nicht wirklich, wie viele Erkrankte wir haben. Die Versorgung ist nicht gut. Der Verbreitung ist Tür und Tor geöffnet“, so der Venerologe. Je mehr die Krankheiten ins Abseits gedrängt werden, desto geringer sind die verfügbaren Informationen. Daten aus Deutschland deuten darauf hin, dass sich die Frequenz der Syphilis bei Männern, die mit Männern Sex haben, zwischen 2001 und 2009 in etwa vervierfacht hat. In dieser Personengruppe traten laut Informationen der US-Gesundheitsbehörde CDC im Jahr 2016 rund 50 Prozent der Erkrankungen auf.Das größte Hindernis ist weiterhin der in der Gesellschaft fehlende rationale Umgang mit diesen Erkrankungen. „Eine Nacht in den Armen der Venus führt zu einem Leben auf Quecksilber“, dichtete man in der Zeit vor der Möglichkeit einer schnellen und wirksamen Behandlung durch Antibiotika. Quecksilberpräparate waren damals das einzige verfügbare Mittel. Doch: „Quecksilber hat mehr Leute umgebracht als die Syphilis“, sagt Auböck. Der noch immer schambehaftete Umgang mit Sexualität und den sexuell übertragbaren Krankheiten führe weiterhin zu abstrusen Reaktionen wenn er versucht, das Infektionsrisiko von Patienten professionell zu erfragen, erzählt der Venerologe. „Meine Tochter macht das nicht, schließlich stammt sie aus gutem Haus. Ich habe mich sicher am öffentlichen WC über die Klobrille angesteckt. Die unsaubere Bettwäsche im Hotel war schuld. Bei der Gesundenuntersuchung war alles in Ordnung“, zitiert Auböck aus seiner Praxis. Eine durch Laboruntersuchungen abgesicherte Diagnose und eine ausreichend hoch dosierte und ausreichend lang wirksame Antibiotikatherapie (zumeist Einmaldosierung) sind die Voraussetzung für schnelle Heilung und die Verhinderung weiterer Infektionen.

Syphilis, auch „Lues“ genannt, wird durch Treponema pallidum Bakterien verursacht:

MÖGLICHE KRANKHEITSZEICHEN: 1. Stadium: ein Geschwür auf dem Penis, in der Scheide, im After oder im Mund – je nach Übertragungsort; 2. Stadium: Hautausschlag (ähnlich Masern) auf dem Oberkörper, mitunter auch an Fußsohlen oder Handflächen; der Ausschlag juckt gar nicht oder nur wenig

ANSTECKUNGSWEGE: Sex ohne Kondom, auch Küssen, Oralverkehr, Petting, über Blutreste in gebrauchten Spritzen und auf Nadeln, von der Mutter auf das Kind während der Geburt

MÖGLICHE FOLGEN: die Bakterien können nach vielen Jahren Organe und Nervensystem schädigen, sodass man Gleichgewichtsstörungen oder Denkstörungen bis zum geistigen Verfall bekommt oder erblindet; wer Syphilis hat, hat ein höheres Risiko, sich mit HIV  und anderen STDs zu infizieren

BEHANDLUNG: mit Antibiotika lässt sich die Syphilis gut und vollständig ausheilen, aber nur in den ersten beiden Stadien; bei einer Behandlung im dritten Stadium können Spätschäden von Organen oder Nervensystem bestehen bleiben

SCHUTZ: Kondome mindern das Risiko, eine Ansteckung beim Küssen, Oralverkehr und Petting kann damit aber nicht ausgeschlossen werden; darum ist es so wichtig, die Symptome zu kennen;
bei Verdacht gilt: SOFORT ÄRTZLICH ABKLÄREN LASSEN!

Angebot der Aidshilfe Salzburg:

Testung auf HIV, Syphilis, Hepatitis und Hepatitis-Impfung: Mo, Do von 17 bis 19 Uhr (Linzer Bundesstraße 10, 5020 Salzburg).
Keine Anmeldung erforderlich!

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