Zunehmen Gonorrhö-Superkeime, die sich nicht mehr heilen lassen

In Großbritannien wurde Ende März der Fall einer Form von hoch resistenten Gonokokken (Auch „Tripper“ genannt) entdeckt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt nun vor Gonorrhö-Superkeimen, die nicht mehr mit Antibiotika geheilt werden können.
„Die Bakterien, die Gonorrhö verursachen, sind sehr schlau. Jedes Mal, wenn wir eine neue Klasse Antibiotika verwenden, um die Infektion zu behandeln, entwickeln sie Resistenzen“, erklärt die WHO-Epidemiologin Teodora Wi.
Auch in Japan, Spanien und Frankreich sind Fälle bekannt, in denen die Erreger auf kein Antibiotikum mehr ansprechen, wobei in allen drei Ländern die Diagnose und Behandlung grundsätzlich sehr gut ist.
„Deshalb könnte es sich dabei nur um die Spitze des Eisbergs handeln“, sagt Wi. „Denn in ärmeren Ländern mit schlechteren Diagnosemöglichkeiten ist die Krankheit viel weiter verbreitet.“ Weltweit erkranken jedes Jahr 78 Millionen Menschen an der Gonorrhö.
Die Aussichten bezüglich der Behandlungsmöglichkeiten sind nicht gut, denn die Auswahl der Medikamente, die noch helfen, ist begrenzt. In den meisten Ländern existiert lediglich nur mehr eine Klasse von Antibiotika, die gegen Gonokokken wirksam ist. Aktuell stehen lediglich drei chemische Substanzen in verschiedenen Phasen der klinischen Erprobung. Der Grund ist, dass die Entwicklung neuer Antibiotika für Pharmafirmen nicht lukrativ ist. Die Behandlung mit Antibiotika dauert nämlich nur kurz (hingegen ist bei chronischen Infektionen, wie etwa HIV, eine lebenslange Behandlung  nötig). Zudem verlieren Antibiotika zunehmen ihre Wirkung, wenn die Bakterien resistenter werden.
Aus diesem Grund hat nun die WHO gemeinsam mit der „Initiative für vernachlässigte Krankheiten“ eine eigene Organisation namens „Global Antibiotic Research & Development Partnership“ (GARDP) gegründet, welche es sich zum Ziel setzt, neue Antibiotika erforschen und zu entwickeln – unter anderem auch Antibiotika gegen Gonorrhö.
„Die Situation ist düster“, sagt GARDP-Direktor Manica Balasegaram. „Kurzfristig versuchen wir deshalb, die Entwicklung einer der drei neuen Substanzen zu beschleunigen, und arbeiten an möglichen Kombinationstherapien.“ Die Behandlungen sollten für alle verfügbar sein und „gleichzeitig richtig angewendet werden, damit sich die Resistenzbildung möglichst verlangsamt“.

 

Tripper/Gonorrhö ist eine sexuell übertragbare Krankheit, die durch Gonokokken Bakterien übertragen wird

MÖGLICHE KRANKHEITSZEICHEN: oft schleimig eitriger Ausfluss aus Penis oder Scheide, nach Analverkehr auch aus dem After; nach Oralverkehr starke Halsschmerzen ähnlich wie bei Angina; Schmerzen beim Wasserlassen

ANSTECKUNGSWEGE: Sex ohne Kondom, Küssen, Oralverkehr, manchmal beim Petting, von der Mutter auf das Kind während der Geburt

MÖGLICHE FOLGEN: Schmerzhafte Entzündungen in der Harnröhre, in der Scheide, im Enddarm oder im Hals, Unfruchtbarkeit; wer Tripper hat, hat ein höheres Risiko, sich mit HIV zu infizieren

BEHANDLUNG: mit Antibiotika lässt sich ein Tripper meist ausheilen. Ein Problem sind die zunehmen auftretenden Superkeime.

SCHUTZ: Kondome mindern das Risiko; eine Ansteckung beim Küssen, Oralverkehr und Petting kann damit aber nicht ausgeschlossen werden.

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