Die Zukunft der HIV-Therapie

Photo: jg_79 / photocase.com

In den letzten Jahrzehnten hat sich in Bezug auf HIV/AIDS weltweit viel verändert. Insbesondere die Entwicklung der medizinischen Möglichkeiten durch die HIV-Therapie darf als Erfolgsgeschichte betrachtet werden.
Nachdem 1981 die ersten AIDS-Fälle in den USA beschrieben wurden, konnte 1983/84 das HI-Virus als Ursache der Immunschwäche identifiziert werden. Nur kurze Zeit später wurde 1984 der erste HIV-Antikörpertest auf den Markt gebracht. 1986 wurde unabhängig von der HIV-Thematik die sogenannte PCR (Polymerase Chain Reaction) entwickelt, ein elegantes Verfahren zur Messung von genetischem Material, welches seitdem zur Bestimmung der Viruslast eingesetzt wird. Beide Technologien stellen nach wie vor die Grundlage von HIV-Testung und Behandlungen dar.
Und dann kam der Durchbruch: Als bahnbrechende Meilensteine in der HIV-Therapie gelten nach wie vor die CROI (Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections) und die Welt-AIDS-Konferenz im Jahr 1996. Hier zeigten Studien erstmals den Erfolg einer Kombinationstherapie aus mindestens drei Substanzen – ein Konzept.
Heute arbeitet man immer noch sehr hart an Verbesserungen der Therapie, vor allem die Erleichterung der Einnahme und die Verringerung der Nebenwirkungen. Eine gute Nachricht hat uns soeben aus den USA erreicht. Nur eine einzige Tablette in der Woche statt mehrere am Tag – ein neu entwickeltes Therapieprinzip könnte die Behandlung HIV-Infizierter deutlich erleichtern. Das Geheimnis der neuen Tablette ist dabei in ihrem Inneren versteckt:
Sobald sie den Magen erreicht löst sich die Kapsel auf und es entfaltet sich ein sternenförmiges, sechsarmiges Polymergerüst, das den Weitertransport durch das Duodenum verhindert.
Im Verlauf einiger Tage gibt das sternenförmige System dann kontinuierlich seinen Wirkstoff ab – wobei jeder der sechs Arme mit unterschiedlichen Medikamenten beladen werden kann. Sind die Wirkstoffdepots verbraucht, löst sich das System auf, die Reste werden ausgeschieden.
In Versuchen mit Schweinen haben die Forscher um Dr. Giovanni Traverso vom Massachusetts Institute of Technology die sechs Arme des Sterns mit Dolutegravir, Cabotegravir und Rilpivirin beladen. Nachdem sie den Tieren die Medikamentenkapsel oral verabreicht hatten, gab diese im Magen der Schweine die Medikamente über einen Zeitraum von sieben Tagen kontinuierlich ab (In diesem Video erklären die Forscher ihre Methode). Im Blut der Schweine wiesen die Forscher zudem ausreichende Wirkstoffkonzentrationen nach.
Noch hat sich die neue Kapsel nur bei Schweinen bewährt. Die Wissenschaftler zeigen sich allerdings auch für den Einsatz beim Menschen optimistisch. Sie schätzen, dass sich durch eine wöchentliche Dosierung der Medikamente die Effizienz der HIV-Therapie um 20 Prozent bessern ließe. Zudem könne das sternenförmige System auch mit anderen Medikamenten beladen werden und eigne sich daher auch für andere Krankheiten, bei denen eine einmal wöchentliche Gabe die Therapie vereinfachen würde. „Das System bleibt das gleiche – wir müssten nur neu berechnen, wie schnell oder langsam die jeweiligen Wirkstoffe freigesetzt werden sollen“, wird Erstautor Dr. Ameya Kirtane in der MIT-Mitteilung zitiert.

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