Drogenbericht: Weniger Süchtige – mehr Tote


Weltweit greifen 250 Millionen Menschen zu illegalen Rauschgiften. Das geht aus dem Weltdrogenbericht der Vereinten Nationen (UN) hervor. 29,5 Millionen von ihnen haben den Angaben zufolge schwere Krankheiten wie Hepatitis C und Tuberkulose oder seien mit HIV infiziert, teilte das UN-Büro zur Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) mit. Nur jeder sechste Kranke werde angemessen behandelt.Mindestens 190 000 Menschen sterben den Angaben zufolge jedes Jahr vorzeitig wegen ihrer Drogensucht. Experten schätzen den Schwarzmarktwert der allein in Europa verkauften Drogen auf 20 bis 30 Milliarden Euro.
Dabei nimmt der illegale Handel mit Opium und Kokain den UN-Angaben zufolge deutlich zu.
Die aktuellsten erhältlichen Daten würden jedenfalls einen Anstieg der Zahl der heroinbedingten Todesfälle in Europa belegen. In England und Wales seien bei 1.200 der im Jahr 2015 erfassten Todesfälle Heroin oder Morphin nachgewiesen worden. „Dies entspricht einer Zunahme um 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr und um 57 Prozent gegenüber dem Jahr 2013“, schrieben die Experten. Auch in Schottland, Irland und der Türkei sei eine solche Entwicklung zu beobachten.
In Österreich weisen zwischen 29.000 und 33.000 Menschen einen risikoreichen Opioid-Konsum auf (Österreichischer Drogenbericht – siehe Anhang).Diese Zahl ist relativ stabil. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist die Zahl dieser Drogenkonsumenten von 2004/2005 bis 2015 von rund 10.000 auf 3.000 gesunken. So wie in Europa negativ ist allerdings die aktuelle Tendenz bei den Drogentoten: 2014 gab es mit 122 Todesfällen, die direkt mit Suchtgiftkonsum in Verbindung gestanden sind, ein Minimum (2009 zum Beispiel 206 Todesfälle). Im Jahr 2015 wurden allerdings wieder 153 „Drogentote“ registriert. Vor allem ältere und nicht im Substitutionsprogramm betreute Drogenkranke waren betroffen.
„Meine besondere Sorge gilt den jungen Menschen, die mit vielen neuen und gefährlichen Drogen konfrontiert sind“, wurde zu dem neuen Europäischen Drogenbericht der EU-Kommissar für Migration, Inneres und Bürgerschaft, Dimitris Avramopoulos, zitiert. Bei den synthetischen Opioiden (Fentanyl-Derivate) reiche die Herstellung geringer Mengen bereits für viele Tausend Dosen am Schwarzmarkt.
Wegen des Anstiegs der Zahl der Drogentoten verbreitern bereits mehrere EU-Staaten ihre schadensmindernden Maßnahmen neben Opiat-Substitution und Spritzentauschprogrammen. „Überwachte Drogenkonsumräume sollen sowohl Überdosierungen vorbeugen als auch sicherstellen, dass im Falle einer Überdosierung professionelle Hilfe geleistet wird.

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