Österreichische Impffaulheit gilt auch für HIV-Positive

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Seit Jahren beklagen österreichische Experten die geringe Beteiligung der Österreicher an der Impfung gegen die saisonale Influenza. Jetzt zeigt eine neue Studie von Wiener Wissenschaftern, dass auch HIV-Positive mit einem geschädigten Immunsystem nur zu einem geringen Grad eine solche Impfung erhalten.

Wissenschafter der Klinischen Abteilung für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin an der Universitätsklinik für Innere Medizin I sowie von der Universitätshautklinik (AKH/MedUni Wien) befragten alle Patienten, welche die HIV-Ambulanz der Klinik besuchten zwischen Juni und August 2015 per Fragebogen auf ihre Influenza-Impfungen. „Insgesamt 455 HIV-positive Patienten füllten den Fragebogen aus. Es waren 359 Männer und 96 Frauen im Durchschnittsalter von 46 Jahren. Die Impfrate für die vorangegangene (Influenza-)Saison (2014/2015) betrug 11,9 Prozent (54 von 455 Personen; Anm.)“, schrieben die Autoren jetzt in „HIV Medicine“.

Ältere Personen mit einer HIV-Infektion zeigten höhere Durchimpfungsraten. Entscheidend war offenbar der Rat ihres Arztes. Rieten nämlich Hausarzt oder HIV-Spezialist zur Influenza-Impfung, war die Beteiligung der Betroffenen 13 Mal höher als ohne einen solchen Rat. Impfungen können für Immungeschwächte von großer Wichtigkeit sein. Einerseits sind sie durch Infektionen mehr gefährdet, andererseits können manche Impfungen nicht so gut wirken. Das wiederum kann kürzere Impfintervalle notwendig machen.

Allerdings gibt es auch spezielle Bedingungen bei Impfungen für Immungeschwächte. „Man kann davon ausgehen, dass inaktivierte Impfstoffe („Totimpfstoffe“) bei immunsupprimierten Personen etwa das gleiche Sicherheitsprofil aufweisen wie bei immunkompetenten Personen und daher (abgesehen von einer möglich reduzierten Wirksamkeit) unbedenklich angewendet werden können“, haben dazu Fachleute vom Institut für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin (MedUni Wien) und der Österreichischen Gesellschaft für Vakzinologie vor kurzem in einem Expertenstatement geschrieben. Für HIV-positive Personen sind damit Impfungen mit solchen Vakzinen sicher. Alle bis auf eine Influenza-Vakzine (Ausnahme: ein Impfstoff für die Verwendung als Nasenspray) sind Totimpfstoffe.

Österreich liegt seit Jahren im internationalen Vergleich bei den Influenza-Impfungen auf den schlechtesten Rängen. 2005/2006 waren 1,137 Millionen Dosen der Vakzine ausgeliefert worden, 2006/2007 dann 1,174 Millionen. In der Saison 2010/2011 wurden nur noch 700.000 Dosen ausgeliefert, 2011/2012 waren es 680.000 und 2012/2013 laut der Wiener Sozialmedizinerin Ursula Kunze gar nur noch 621.000 Dosen. Die Durchimpfungsrate von unter zehn Prozent sei „beschämend und inakzeptabel“, erklärte die Experten ehemals bei der Publikation ihrer Studienergebnisse.

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