Schweiz meldet erste Lebertransplantation zwischen HIV-Infizierten

Maria Vaorin / photocase.com Photo: fmatte / photocase.de

Die Universitätskliniken Genf (HUG) haben die weltweit erste Lebertransplantation zwischen zwei Menschen mit HIV durchgeführt. Sechs Monate nach der Operation geht es dem Empfänger des Organs gut. „Ohne diese Transplantation wäre ich heute vielleicht nicht hier“, sagte der Patient am Montag an einer Pressekonferenz in Genf. Er habe zehn Kilo zugenommen und neue Lebensfreude gewonnen, fügte er hinzu. Der Familie des Organspenders gegenüber sprach er seinen Dank aus.Diese Weltpremiere war nur möglich dank der fast einzigartigen Rechtslage in der Schweiz, die seit 2007 erlaubt, dass Menschen mit HIV/AIDS ihre Organe an ebenfalls HIV-positive Empfänger spenden können. In sehr begrenztem Rahmen wurden bereits Nierentransplantationen dieser Art in Südafrika durchgeführt. Seit kurzem ist die Organspende zwischen HIV-Patienten auch in den USA legal und vor drei Wochen wurde ebenfalls eine Lebertransplantation durchgeführt. „Wir hoffen, dass die Schweiz als Wegbereiterin die Türen öffnet“, sagte Thierry Berney, Chefarzt der Transplantationsabteilung der HUG. Es sei nicht nur eine medizinische, sondern auch eine gesellschaftliche Frage. Es werde sich auf die Gemeinschaft der Menschen auswirken, die mit HIV leben. Mit einem größeren Pool an Organspendern sollte sich auch die Warteliste etwas verkürzen. In einem kleinen Land wie der Schweiz wird der Effekt allerdings minimal sein, mit ein oder zwei zusätzlichen Spendern.

Im Gegensatz dazu würde jedoch das Durchführen solcher Operationen in den USA jährlich zusätzlich 500 Transplantationen bedeuten, sagte Alexandra Calmy, Spezialistin für HIV an den HUG. Es würde den Tod einiger HIV-Betroffener während des Wartens auf ein Spenderorgan verhindern, und die Wartezeit für andere verkürzen.

Obwohl das Gesetz in der Schweiz bereits seit 2007 in Kraft ist, fand die erste Operation dieser Art erst 2015 statt. Dafür gibt es mehrere Gründe. Vor allem sei es ein Informationsproblem. Nur wenige wissen, dass eine Person mit HIV/AIDS Organe spenden kann. Das sei besonders bei Patienten, aber manchmal auch bei der Ärzteschaft der Fall, erklärte Christian Van Delden von den HUG. Die Behandlung von HIV/AIDS habe sich zudem weiterentwickelt: Kombi-Therapien seien wirksamer geworden und auf viele Fälle angepasst. Im am Montag vorgestellten Fall waren sowohl Spender als auch Empfänger seit langem HIV-positiv.

Bei dem Spender handelte es sich um eine 75-jährige Person, die an einer Hirnblutung verstarb. Das Ärzteteam der HUG musste unter großem Zeitdruck handeln, ohne auf Erfahrungsberichte früherer Operationen dieser Art zurückgreifen zu können. Die Operation könnte bei einer Lebendspende noch besser durchzuführen sein, da Ärzte in diesem Fall Zeit zur Vorbereitung hätten. Das Problem des Organmangels in der Schweiz löst sich damit jedoch nicht. In der Schweiz warten mehr als 1300 Personen auf ein Spenderorgan.

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