Südafrika gehört zu den Ländern mit den höchsten Aids- und HIV-Raten weltweit. Laut offiziellen Angaben sind dort mehr als sechs Millionen Menschen mit HIV infiziert, bei einer Gesamtbevölkerung von 50 Millionen. Fast ein Fünftel der 15- bis 49-Jährigen ist mit HIV infiziert. Die südafrikanische Regierung, die früher schon öfters durch ihre ambivalenten Vorstöße für internationales Aufsehen gesorgt hat, versucht nun mit der Freigabe von HIV-Heimtests, die ab sofort von Apothekern verkauft werden dürfen, die Epidemie einzudämmen. Der Preis liegt bei 35 Rand, das sind rund zwei Euro.
In Europa sind HIV-Heimtests in Großbritannien und Frankreich zugelassen. In Österreich sind diese Tests aus gutem Grund nicht zugelassen. Erstens weiß man nie, ob es sich dabei um einen sicheren und zuverlässigen Test handelt, und zweitens liefern Heimtests häufiger falsch-positive und falsch-negative Testergebnisse als HIV-Tests, die von Ärzten oder Labors eingesetzt werden. Für den Betroffenen ist das natürlich ein großer Schock: Er denkt, er sei HIV-positiv, obwohl er tatsächlich negativ ist. Im Gegensatz zu Heimtests wird nämlich bei HIV-Tests, die man bei Ärzten, in Labors oder in AIDS-Hilfen machen lässt, bei positivem Testergebnis stets ein zweiter Bestätigungstest durchgeführt, um falsch-positive Testergebnisse auszuschließen.
Zudem muss für den Heimtest die richtige Menge an Kapillarblut aus der Fingerkuppe entnommen werden. Dies ist schwierig und bedarf viel Übung, die man in der Selbstabnahme nicht gewinnen kann. Es ist somit nicht möglich, dass medizinischen Laien die Kapillarblutabnahme zuhause zuverlässig gelingt. Falsch-negative Testergebnisse sind die Folge.
Allerdings sollte jede HIV-Infektion möglichst früh erkannt werden. Nur so ist es möglich, andere vor einer Ansteckung zu schützen und wenn nötig mit einer Behandlung zu beginnen. Manche Betroffenen allerdings trauen sich mit ihren Bedenken nicht in eine öffentliche Einrichtung. Sie haben Angst vor mangelnder Diskretion, vor einer Stigmatisierung und wollen ihre Befürchtungen mit niemandem teilen müssen – auch nicht mit einem Arzt oder einer Ärztin.