WHO rät zu schnellem Therapiestart


Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine neue Empfehlung zum Start einer antiretroviralen Therapie publiziert. Laut WHO sollte, sobald eine HIV-Diagnose gestellt wird, bei allen HIV-positiven so früh wie möglich mit der Therapie begonnen werden und zwar unabhängig von der CD4-Zellzahl. Bis dato hatte die WHO immer dazu aufgerufen, dass ein Therapiestart erst dann erfolgen sollte, wenn das Immunsystem merkbar angegriffen worden ist.
Diese neue Strategie des frühen Beginns hängt mit mehreren Studien zusammen (beispielsweise die START-Studie), die die Vorteile einer sofortigen Therapie im Vergleich zu einem verzögertem Beginn belegt haben. Die Frage nach dem Zeitpunkt, wann mit einer HIV-Therapie begonnen werden sollte, hat sich seit Beginn der Therapieentwicklung deutlich verändert. Früher wurde (vor allem auf Grund der Nebenwirkungen) eher zugewartet, also später mit der Therapie begonnen. Mit der stetigen Optimierung der Medikamente und dementsprechend mittlerweile gut verträglichen und nebenwirkungsärmeren Therapiemöglichkeiten, hat sich die Situation gewandelt.Der Trend der letzten Jahre war deutlich: früher mit der Therapie beginnen hat Vorteile.Allgemein wird als biomedizinischer Indikator für den Therapiestart die Anzahl der CD4-Zellen verwendet. CD4-Zellen spielen eine essentielle Rolle im Immunsystem, können gut mit einem Bluttest gemessen werden und werden in Anzahl der Zellen pro µl angegeben. Bei einem gesunden Immunsystem hat der Mensch meist zwischen 800-1500 CD4-Zellen/µl. In Folge einer untherapierten HIV-Infektion sinkt die Anzahl dieser Zellen ab, wodurch eine Immundefizienz entsteht. Behandlungsleitlinien geben nun Empfehlungen, bei welcher CD4-Zellzahl eine HIV-Therapie begonnen werden sollte. Mehrfache Anpassungen dieser Richtlinien zeigen anschaulich, wie der Standpunkt zum Therapiestart der medizinischen Entwicklung Folge leistet. Der CD4-Zell-Wert als Startpunkt (früher 200 CD4-Zellen/µl), stieg mit den Jahren an. Eine umfassende fundierte Datenlage dazu gab es jedoch bislang nicht.
Jetzt wurde mit der sogenannten START-Studie der klare Nachweis erbracht, dass der Beginn einer HIV-Therapie bereits bei 500 CD4-Zellen/µl (und mehr) signifikant von Vorteil ist (vgl. hierzu auch: PlusMinus 2/15).

Des Weiteren empfiehlt die WHO, Personen mit einem eklatant höheren HIV-Infektionsrisiko eine vorbeugende Behandlung mit antiretroviralen Medikamenten anzubieten.
Eine aktualisierte Fassung der deutsch-österreichischen Leitlinien zur antiretroviralen Therapie der HIV-Infektion werden voraussichtlich zum Jahresende vorgestellt. In Anhang kann der Bericht der WHO als pdf-Datei heruntergeladen werden.

 

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