Weniger HIV-Infektionen in Österreich

Vergangenes Jahr sind in Österreich insgesamt 403 HIV-Infektionen neu diagnostiziert worden. Das sind deutlich weniger als in den vorangegangenen Jahren. Der Rückgang betraf laut dem Department für Virologie der MedUni Wien vor allem Wien und die Steiermark.
2013 waren in Österreich 481 Neudiagnosen einer HIV-Infektion gestellt worden, im Jahr 2012 waren es 523 gewesen. „Diese Entwicklung ist erfreulich, aber wie immer muss man berücksichtigen, dass die Zahl der Neudiagnosen nicht notwendigerweise die HIV-Neuinfektionen in diesem Jahr widerspiegelt“, so die Virologin Dr. Elisabeth Puchhammer-Stöckl. Der gesamte Bericht befindet sich als pdf-Datei im Anhang.

Die Daten entsprechen bei derzeit 8,47 Millionen Einwohnern in Österreich einer Rate von 4,8 neudiagnostizierten HIV-Infektionen pro 100.000 Einwohner. Im Jahr 2013 war diese Rate höher (5,7) und lag damit genau im Durchschnitt der Neudiagnoserate in der EU. Deutlich höhere Raten wurden vom Europäischen Zentrum für Krankheitskontrolle (ECDC/Stockholm) für Estland, Lettland, Portugal und Belgien gemeldet und deutlich niedrigere für die Slowakei und Kroatien angegeben.

Allerdings werden die Zahlen offenbar nicht auf gleicher Basis erhoben und gemeldet, was Rückschlüsse nur unter Vorsicht erlaubt. „Der ECDC-Bericht für die EU-Länder und das Jahr 2013 dokumentiert 29.157 HIV-Neudiagnosen. Auf Basis der gemeldeten Daten war der häufigste Infektionsweg (42 Prozent der Fälle) die sexuelle Übertragung bei MSM („men who have sex with men“)“, so die Virologin.

An zweiter Stelle stand die heterosexuelle Übertragung, die bei etwa 32 Prozent der Neudiagnosen 2013 als Infektionsursache angegeben wurde. In manchen Staaten – zum Beispiel in Griechenland, Litauen und Rumänien – sind bis zu 35 Prozent der HIV-Infektionen durch intravenösen Drogenkonsum verursacht. Das gibt einen Hinweis darauf, wie katastrophal die Situation der Drogenabhängigen dort sein muss. HIV-Infektion in dieser Personengruppe treten vor allem durch den riskanten Spritzentausch auf.

In Österreich war im Jahr 2014 bei 360 der 403 neudiagnostizierten HIV-Infektionen das Geschlecht der Betroffenen bekannt. Davon waren 287 Männer (79,7 %) und 73 Frauen (20,3 %) und somit 3,9 Mal mehr Männer als Frauen betroffen.

Ein Problem in der gesamten EU stellen Erstdiagnosen von HIV-Infektionen erst in einem Spätstadium der Immunschwäche dar. Das ist bei knapp 50 Prozent der Fälle gegeben. So lag im EU-Durchschnitt in 47 Prozent eine späte Diagnose vor, die mit einer Zahl von weniger als 350 CD4-positiven Zellen pro Kubikmillimeter Blut charakterisiert ist. Bei einem Viertel der Fälle ist die Immunschwäche mit weniger als 200 dieser T-Helfer-Immunzellen noch weiter fortgeschritten.

„Ein besonders großer Anteil dieser spät diagnostizierten Fälle befand sich unter den heterosexuell erworbenen HIV-Infektionen sowie unter den über 50 jährigen Personen“, schrieb die Expertin. Das weise darauf hin, dass das Risikobewusstsein für HIV-Infektionen generell immer noch viel zu gering sei.


In Wien wurden vergangenes Jahr 210 HIV-Neudiagnosen gestellt. In Niederösterreich und Salzburg waren es je 27, in der Steiermark 39, in Oberösterreich 33, 32 gab es in Tirol. Je 17 bestätigte Neuinfektionen wurden in Kärnten und Vorarlberg erfasst, eine schließlich im Burgenland.

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