Manche Menschen tolerieren HIV besser

Maria Vaorin / photocase.com Photo: ohNe22 / photocase.de

Wenn ein Organismus von Krankheitserregern attackiert wird, kann er sie entweder abwehren oder mit ihnen leben lernen. Ersteres wird Resistenz, Letzteres Toleranz genannt. Bei einigen HIV-Positiven kämpft das Immunsystem nicht gegen das Immunschwächevirus an, sondern der Körper toleriert den Erreger. Wie stark sich Infizierte in ihrer Toleranz unterscheiden und mit welchen Faktoren diese zusammenhängt, hat nun ein Schweizer Forscherteam bestimmt.
Der Biologe Roland Regös von der ETH Zürich regte eine Studie zur Toleranz bei HIV-PatientInen an, die nun im Fachjournal „PLOS Biology“ erschien. Dazu werteten die Forscher die Daten von über 3.000 Patienten aus der Schweizer HIV-Kohorte statistisch aus, die seit 1988 Menschen mit HIV wissenschaftlich begleitet.

Tatsächlich unterschieden sich Individuen darin, wie gut sie das Virus tolerierten. Eine Rolle spielte das Alter: Bei 60-Jährigen schritt die Krankheit fast doppelt so schnell voran wie bei 20-Jährigen. Dies liegt den Autoren zufolge vermutlich daran, dass der Thymus bei jüngeren Menschen noch mehr frische Immunzellen produziert.
Keinen Unterschied fanden die Forscher zwischen Männern und Frauen. Dafür sorgten bestimmte Gene für unterschiedliche Toleranz. Dabei zeigte sich zunächst, dass jene Gene, die bei der Virenabwehr (also der Resistenz) helfen, nicht zur Toleranz beitragen.

Nur ein Gen ist bei beidem involviert: Das HLA-B-Gen bildet ein Eiweiß zur Erkennung von Krankheitskeimen und ist Teil der Immunabwehr gegen HIV, also der Resistenz. Es sind allerdings unterschiedliche Varianten des Gens, die Resistenz und Toleranz erzeugen.
Jeder Mensch hat von jedem Gen zwei Kopien, von Vater und Mutter, die nicht identisch sein müssen. Besonders spannend ist laut den Forschern, dass Personen, bei denen das Gen in zwei identischen Varianten vorliegt, das HI-Virus schlechter tolerieren. Hingegen haben Menschen, die zwei unterschiedliche Kopien von HLA-B abbekommen haben, einen Toleranz-Vorteil. Diese Erkenntnisse könnten für künftige Therapieansätze von Bedeutung sein.

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