Wege der HIV-Prävention

Photo: jg_79 / photocase.com

Die auf dem 12. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin vorgestellte „Partner Studie“ belegt den Schutzeffekt der antiretroviralen Therapie. Eine möglichst starke Unterdrückung der Virusbelastung bei Menschen mit HIV eliminiert das Übertragungsrisiko durch ungeschützten Sex mit hoher Wahrscheinlichkeit. 1.145 serodiskordante Paare (ein Partner ist HIV positiv, der andere HIV negativ) nahmen an der Studie teil. Die Forscher hatten an über 75 HIV-Zentren 458 homosexuelle und 687 heterosexuelle Paare untersucht und befragt; 47 Paare aus Österreich sind in die Studie aufgenommen worden.
Dabei fanden sie heraus, dass bei durchschnittlich einem ungeschützten Geschlechtsverkehr pro Woche das HI-Virus nicht zwischen den Partnern übertragen werde. Zwar infizierten sich einige HIV-negative Teilnehmer, jedoch über weitere Sexualpartner, wie die genetische Analyse der Viren ergab.

„Das ist eine extrem wichtige Studie. Es ist die dritte Untersuchung, die dieses Ergebnis gebracht hat. Damit ist die Beweiskraft hoch, dass die Unterdrückung der Viruslast bei HIV-Patienten auch deren Sexualpartner schützt“, sagt Armin Rieger, seit vielen Jahren Aids-Spezialist an der Universitätsklinik für Dermatologie der MedUni Wien.
Die „Partner Studie“ ist aber niemals ein wissenschaftlich untermauerter Freifahrtschein für zügellosen, ungeschützten Geschlechtsverkehr. In erster Linie gehe es darum, das Ansteckungsrisiko deutlich zu senken und Ängste abzubauen.

The American Way
Fast zeitgleich wird in den USA erstmals eine medikamentöse Präexpositionsprophylaxe (PreP) von HIV-Infektionen empfohlen. Allerdings muss vorher nachgewiesen werden, dass keine HIV-Infektion vorliegt und die Nierenfunktion normal ist.
Empfohlen wird das Präparat Männern mit HIV-infiziertem Partner. Auch schwule und bisexuelle Männer, die nicht in einer monogamen Beziehung mit einem HIV-negativen Partner leben und innerhalb der vergangenen sechs Monate Sex hatten, ohne dabei Kondome zu benutzen, oder bei denen in diesem Zeitraum eine Geschlechtskrankheit diagnostiziert worden ist, sollten mit diesem Medikament behandelt werden. Die Empfehlung gilt auch für heterosexuelle Männer und Frauen, deren Sexual-Partner ein erhöhtes Risiko für eine HIV-Infektion haben und die beim Sex nicht immer auf Kondome zurückgreifen. Dazu gehören Menschen, die sich Drogen intravenös spritzen, und ebenso bisexuelle Männer, von denen man nicht weiß, ob sie mit HIV infiziert sind.

Ob diese Strategie allerdings auf die große Allgemeinheit mit all ihren Facetten übertragen werden kann, ist stark zu bezweifeln. Die Menschen davon zu überzeugen, dass Kondome und Safer Sex völlig ausreichen, um sich vor einer HIV-Infektion zu schützen, wird auch weiterhin die Basis einer funktionierenden und sinnvollen Präventionsarbeit bleiben.

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