Mit einer neuen Kombinationstherapie kann die chronische Hepatitis C schonender und gleich effizient behandelt werden. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie, die im „New England Journal of Medicine“ erschienen ist. „Das ist ein revolutionärer Durchbruch bei der Behandlung dieser Erkrankung und bedeutet eine enorme Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen“, so der Wiener Hepatologe Peter Ferenci. Die WissenschafterInnen konnten bei 419 Probanden mit chronischer Hepatitis C nachweisen, dass der kombinierte Einsatz eines Proteasehemmers (ABT-450r), des Ombitasvir (NS5A-Hemmstoff) und des Polymerasehemmers Dasabuvir (ebenfalls ein Hemmstoff für ein Virusenzym) wesentlich bessere Heilungserfolge bringt als die bisherige Therapie, bei welcher der Wirkstoff Ribavirin und Interferon Alpha eingesetzt werden. Diese Therapien hatten erhebliche Nebenwirkungen.
Ferenci erklärte zu den Ergebnissen: „Bereits nach zwölf Wochen haben wir eine fast hundertprozentige Heilungsrate mit dieser neuen, nebenwirkungsfreien Therapie erzielt.“ Die Indikation sieht drei Tabletten – zwei in der Früh, eine am Abend – vor. Bisher mussten sich Patienten mit chronischer Hepatitis C bis zu 18 Monate mit dem Wirkstoff Ribavirin und dem Interferon (Injektionen) behandeln lassen. „Oft ist und war auch eine Zusatztherapie nötig“, erklärt Ferenci. Das fällt bei der neuen Kombinationstherapie, die auch interferon-frei ist, weg.
Etwa 170 Millionen Menschen leiden weltweit an einer chronischen Hepatitis-C-Erkrankung, in Österreich sind es 40.000 bis 80.000. Bei Neuinfektionen ist die rechtzeitige und zielgerichtete Therapie von großer Wichtigkeit, weil dadurch der Übergang in eine chronische Erkrankung, die bis zu inoperablem Leberkrebs führen kann, verhindert werden kann. Aufgrund der geringen Anzahl der Symptome nehmen Infizierte die Krankheit zunächst oft lediglich ähnlich wie einen grippalen Infekt wahr. Die Diagnose erfolgt in vielen Fällen über einen Zufallsbefund.
Hepatitis C ist eine Entzündung der Leber aufgrund einer Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus. Die Übertragung erfolgt hauptsächlich über direkten Kontakt mit kontaminiertem Blut oder Blutprodukten. Risikogruppen sind vor allem Drogenabhängige, die Spritzen mit anderen teilen. Eine Übertragung im Alltag ist praktisch nicht möglich.
Zudem darf gerade die Übertragung der Hepatitis C unter MSM (Männern, die Sex mit Männern haben) nicht unterschätzt werden – dies bestätigt eine aktuelle Schweizer Studie (siehe: http://www.medscapemedizin.de/artikel/4901898). Einer der Gründe für das höhere Risiko von MSM, sich mit Hepatitis C zu infizieren, liegt in der Sexualpraktik des Analverkehrs, bei der es leicht zu Verletzungen und kleinen Blutungen kommen kann. Da die Hepatitis C in der Regel symptomlos verläuft, bleibt sie meist jahrelang unbemerkt, kann aber dennoch weitergegeben werden. Infektiologen raten daher dringend zum Kondomgebrauch, vor allem dann, wenn der Hepatitis-Status des Sexualpartners unbekannt ist und/oder Sexualpartner häufig gewechselt werden.