Durch frühe Behandlung HIV-frei

Photo: jg_79 / photocase.com

In den USA ist möglicherweise ein weiteres HIV-infiziertes Kind mit einer Intensivbehandlung direkt nach der Geburt erfolgreich therapiert worden. Das jetzt knapp ein Jahr alte Baby sei frei von sich vermehrenden Viren, sagte Kinderärztin Deborah Persaud von der Johns Hopkins University in Baltimore auf einer Konferenz in Boston. Es werde aber weiter mit HIV-Medikamenten behandelt. Vor einem Jahr hatte die gleiche Gruppe von einem anderem Kind berichtet, das kurz nach der Geburt behandelt wurde, mittlerweile dreieinhalb Jahre alt ist und trotz abgesetzter Medikamente weiter keine Anzeichen von HIV zeigt.
In dem nun vorgestellten Fall war ein nahe Los Angeles geborenes Baby bereits vier Stunden nach der Geburt mit einer hohen Dosis eines Dreifachwirkstoffs behandelt worden.

Die Virenzahl sei daraufhin binnen weniger Tage geschwunden, berichtete Persaud. Sie warnte aber davor, von einer Heilung oder dauerhaften Verdrängung des Virus auszugehen.
Von einer „funktionellen Heilung“ könne erst gesprochen werden, wenn die Medikamente abgesetzt würden und dann keine erneute Virenvermehrung stattfinde, erklärte Armin Schafberger von der Deutschen Aids-Hilfe, der die Präsentation in Boston verfolgte. Das aber werde aus ethischen Gründen nicht gemacht. „Es ist nicht 100-prozentig sicher, ob sich das Virus nicht doch irgendwo versteckt.“

„Die zentrale Frage bleibt: Was machen wir jetzt?“ Ein Absetzen der Medikamente komme derzeit kaum infrage, viel Hoffnung werde deshalb auf verbesserte Nachweismethoden gesetzt. „Je sicherer es ist, dass kein Virus mehr da ist, desto eher lässt sich versuchen, die Präparate testweise abzusetzen.“

In der Vergangenheit gab es bereits Hinweise darauf, wie wichtig eine frühe Behandlung ist. In Frankreich starteten die 14 HIV-positiven Teilnehmer der sogenannten Visconti-Kohorte die antiretrovirale Therapie schon relativ kurz nach der Infektion – und nicht wie gewöhnlich erst Monate bis Jahre später. Nach durchschnittlich drei Jahren wurde die Therapie abgebrochen. Noch über sieben Jahre später fanden Forscher im Körper der meisten Teilnehmer kaum HI-Viren. „Diese Resultate sprechen für einen frühen Start der antiretroviralen Therapie und eröffnen neue therapeutische Perspektiven für HIV-1-Patienten“, schrieben die Forscher um Asier Sáez-Cirión vor einem Jahr im Fachblatt „PLOS Pathogens“.

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