PlusMinus 2/13

Themen:
– Positives Leben 2013
– Umdenken – eine Podiumsdiskussion bringt es aufs Tapet
– Spritzenautomaten – die Geschichte einer Eskalation
– „Wenn ich mich entscheide, dann mach ich das“
– Funktionelle Heilung durch frühe Therapie?
– Community-Preis 2013
– Rezensionen

Leseprobe: Spritzenautomaten – die Geschichte einer Eskalation:
Anfang der 90er Jahre betrug die Neuinfektionsrate in Österreich unter intravenös Drogenabhängigen circa ein Drittel, ungleich auf die Bundesländer verteilt. Durch so genanntes Needle-sharing, dem gemeinsamen Gebrauch von Injektionsbesteck, wurden nämlich gefährliche Infektionskrankheiten wie HIV/AIDS und/oder Hepatitis B und C übertragen und in der Folge über den Kreis von DrogengebraucherInnen hinaus verbreitet.
Um dem entgegen zu wirken, mussten wirksame Schutzmaßnahmen installiert werden. Untersuchungen zeigten, dass in allen Städten, in denen der Zugang zu sterilen Utensilien erleichtert worden ist, die Infektionszahlen rückläufig waren. Freilich gab es auch damals schon die Möglichkeit für Süchtige, saubere Spritzen und Nadeln in Apotheken zu kaufen. Viele scheuten aber den Weg zur Apotheke, denn das hieße ja, sich als Drogensüchtiger zu outen. Da kommen die Vorteile der Anbringung von Spritzenautomaten zum Tragen, diese sind Tag und Nacht zugänglich und sie versprechen absolute Anonymität.
Als Betreiber solcher Projekte kamen damals weniger die Drogeneinrichtungen in Frage, deren gesetzlicher Auftrag „Therapie und Suchtbekämpfung“ lautet. Viel besser passte das Konzept eines Spritzenautomaten zur Arbeitsweise der AIDS-Organisationen, da deren gesundheitspolitischer Auftrag „Verhinderung bzw. Eindämmung von HIV-Infektionen“ heißt. So kam es, dass die AIDS-Hilfen Salzburg und Tirol (in Tirol war die Infektionsrate in dieser Personengruppe besonders hoch) versuchten solche Projekte umzusetzen und zu betreuen. In späteren Jahren fanden sich aber auch in anderen Bundesländern Betreiber aus der Sparte der Drogeneinrichtungen, deren inhaltlicher Arbeitsansatz sich veränderte bzw. sich in Richtung „niedrigschwellige Angebote“ erweiterte.

Scroll to Top