Zum Auftakt des Kongresses der Internationalen AIDS-Gesellschaft (IAS), der dieses Jahr vom 30. Juni bis 3. Juli 2013 in Kuala Lumpur, Malaysia, stattfindet, verkündete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) neue Richtlinien zur HIV-Behandlung. Nach diesen Empfehlungen orientieren sich Gesundheitsdienste auf der ganzen Welt. Aufgrund der Effizienz der Medikamente und der Vorteile für das Immunsystem der Betroffenen ist die WHO zum dem Schluss gekommen, den empfohlenen Behandlungsbeginn vorzuziehen.
Bislang wurde eine Behandlung empfohlen, wenn die Zahl der CD4-Helferzellen unter 350 pro Mikroliter Blut sinkt. Unter den neuen, veränderten Richtlinien wird dies nun bereits ab einer Schwelle von 500 T-Helfer-Zellen empfohlen. Zudem sollen künftig Schwangere, Kinder unter fünf Jahren und andere besonders anfällige Gruppen unabhängig von der Anzahl der CD4-Zellen behandelt werden. Dadurch steigt die Zahl der PatientInnen, für die eine Behandlung empfohlen wird, weltweit von 16,7 auf 26 Millionen Menschen. „Diese Richtlinien bedeuten einen weiteren Sprung anch vorn im Trend zu immer höheren Zielen und immer größeren Erfolgen“, sagte die WHO-Generaldirektorin Margaret Chan.
Nach Angaben deutscher Experten gibt es aber keinen Nachweis, dass HIV-positive Menschen von einem früheren Therapiebeginn profitieren. Der Nutzen für andere sei aber unbestritten: wenn Menschen mit HIV/AIDS wirksam behandelt werden, sinke das Risiko, dass sich jemand bei ihnen anstecken kann, erheblich.
Die Ausdehnung des Kreises der zu behandelbaren HIV-Betroffenen dürfte die Kosten um etwa zehn Prozent steigern. „Es ist aber zu erwarten, dass die Preise für die Arzneimittel bei dem Wachstum des Volumens weiter sinken werden“, prognostiziert der Leiter der HIV/AIDS-Abteilung der WHO, Gottfried Hirnschall. Bis 2020 könnten 22 bis 24 Milliarden US-Dollar an Mehrkosten entstehen, so die Schätzungen. Dafür soll aber auch das Ziel einer „HIV-freien Generation“ erreicht werden.