PlusMinus 3/12

Themen:
– Prävention als Therapie als Prävention
– AIDS2012 – Ein Stimmungsbild
– Die tägliche Pille gegen AIDS
– Integraseinhibitoren
– Positiv gesehen
– Die Online-Beratung der AIDS-Hilfe Salzburg
– Männer im Netz
– Rezensionen

Leseprobe: Prävention als Therapie als Prävention
Zweifellos bedeutet es weit mehr als bloße Rückschau und Erinnerung, wenn wir uns vergegenwärtigen, welche Antworten, Konzepte und Strategien angesichts des zu Beginn der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts mit massiver Bedrohlichkeit erscheinenden und sich global ausbreitenden Phänomens AIDS formuliert und entwickelt wurden. Die sattsam bekannte und vielfach beschriebene, fatale Verquickung einer zum Tode führenden Erkrankung mit gleichzeitig gegebener medizinischer Ohnmacht eröffnete folgerichtig – neben der psychosozialen Unterstützung Betroffener – der Prävention ein sehr breites, zunächst wohl auch das einzige Feld, auf dem HIV und AIDS überhaupt zu begegnen war.

Erstes Regelwerk der Prävention

Die Eindämmung der HIV-Infektion sollte und – wie wir heute wissen – konnte durch eine Vielzahl von Schutz- und Präventionsmaßnahmen erreicht werden. Wiewohl von Anfang an zielgruppenspezifische, lebensweltbezogene, partizipative Ansätze favorisiert wurden (vor allem galt und gilt dies für die Arbeit der AIDS-Hilfen), waren sie zunächst hauptsächlich behavioristisch fundiert, zielten also auf die Verhaltensebene ab. SaferSex- und SaferUse-Regeln boten der AIDS-Gefahr die Stirn und garantier(t)en Infektionsschutz, sofern sie, am besten lückenlos, befolgt und eingehalten werden. Vor dem Hintergrund gänzlich fehlender medizinischer Interventionsmöglichkeiten gegen den AIDS-Erreger war die Bereitschaft, sich dem Regelwerk zu unterwerfen, sehr stark ausgeprägt. Ein klar formulierter Verhaltenskodex, in dessen Kern der unabdingbare Gebrauch eines Kondoms beim Sexualverkehr steht, konnte umso wirkmächtiger installiert werden, je ohnmächtiger Individuum und Gesellschaft der HIV-Infektion und deren weiterem Verlauf gegenüberstanden. Naturgemäß musste sich nach gar nicht so langer Zeit herausstellen, dass ein prinzipiell nach Do´s und Dont´s organisierter Sex nicht realitätsangemessen sein kann. Rein vernunftgesteuerte, allzeit kondomisierte Sexualität widerspricht ihrem komplexen Wesen: Dieser Umstand ist – neben anderen Bedingungen und Faktoren – der triftige Grund für die so bezeichnete Erosion des Safe-Sex-Verhaltens.

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