Drogen und HIV/AIDS

Laut dem aktuellen Weltdrogenbericht (siehe auch Anhang) der UN-Behörde für Drogen- und Kriminalitätsbekämpfung ist die Zahl der Drogensüchtigen in den so genannten Entwicklungs- und Schwellenländern drastisch gestiegen. Im Kampf gegen HIV/AIDS fordern die DrogenexpertInnen ein Umdenken: Weniger Verbote und Strafen können weltweit die HIV-Neuinfektionen senken. Eine repressive Drogenpolitik treibe die Drogenabhängigen in den Untergrund, wo sie für Prävention, Testungen und Hilfsangebote nicht mehr erreichbar sind. Viele abhängige HIV-positive Menschen werden nicht behandelt, da sie die Strafe fürchten, was dazu führt, dass sich das Virus leichter verbreiten kann. Oder sie landen im Gefängnis, wo es oft keine Hilfsprogramme und Behandlungen gibt.
Die „Wiener Deklaration“, welche bei der 18. Internationalen AIDS-Konferenz in Wien vorgestellt wurde, schlug in eine ähnliche Kerbe, als man eine wissenschaftliche fundierte Drogenpolitik durch Medizin und soziale Dienste statt Kriminalisierung und Inhaftierung forderte. „Viele von uns in der Aids-Forschung und in der Betreuung der Betroffenen sehen jeden Tag die verheerenden Effekte von falschen Strategien in der Drogenpolitik. Sie heizen die Aids-Epidemie noch weiter an und bedeuten Gewalt, steigende Kriminalitätsraten und die Destabilisierung ganzer Staaten. Trotzdem gibt es noch keinen Beweis, dass sie den Drogenkonsum oder die Versorgung mit Drogen reduzieren“, erklärte damals Julio Montaner, Präsident der IAS.

Abgesehen von den afrikanischen Ländern südlich der Sahara ist der Drogengebrauch heute weltweit für durchschnittlich ein Drittel der HIV-Neuinfektionen verantwortlich, so die unabhängige Globale Kommission für Drogenpolitik. Dort, wo Regierungen den Drogenabhängigen Hilfe bieten und Abhängigkeit als Gesundheitsproblem anerkannt wird, sinkt die Zahl der HIV-Infektionen deutlich. Als Beispiel nennen die Wissenschaftler die Schweiz, wo Abhängige seit den achtziger Jahren saubere Spritzen und unter Aufsicht sogar kleinere Dosen Heroin bekommen können. Von 68 % im Jahr 1985 auf 5 % 2009 sank die Zahl der HIV-Infektionen unter Drogenabhängigen. In Portugal wurde eine geringe Menge harter Drogen für den persönlichen Gebrauch erlaubt – die Zahl der Neuinfektionen unter Abhängigen sank dort zwischen den Jahren 2000 und 2008 von 900 auf 270.
Andere Länder wie Russland, Mexiko, Thailand oder die USA setzen ihre strenge Drogenpolitik fort und verhängen weiterhin harte Strafen. Dort geht auch die Zahl der Infektionen mit dem HI-Virus kaum zurück. „Diese Länder ignorieren die wissenschaftlichen Erkenntnisse“, kritisieren die Experten der Kommission.

 

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