Neues vom „Berliner Patienten“

Vor einigen Jahren erregte die Geschichte des so genannten „Berliner Patienten“ weltweite Schlagzeilen (siehe dazu: PlusMinus 01/09, S. 19). Timothy Brown gilt als einziger geheilter HIV-Patient der Welt. Der Internist Gero Hütter vom Berliner Charité hatte 2007 die kreative Idee, den an Leukämie erkrankten und HIV-positiven Brown durch eine Stammzellen-Behandlung zu heilen. Es wurde nach SpenderInnen gesucht, die einen ganz bestimmten Gendefekt aufweisen, der einen veränderten CCR5-Rezeptor hervorruft. Menschen mit einer derartigen Mutation sind vor HIV geschützt, weil der Erreger nicht in die Zellen eindringen kann. Glücklicherweise konnte ein Spender gefunden werden, der diese Voraussetzungen erfüllte, weshalb Timothy Brown nicht nur von der Leukämie geheilt wurde, sondern auch keine HI-Viren mehr im Blut des Mannes nachgewiesen werden konnten. Damals hielt man den Mann für geheilt.
Am letzten Tag eines ExpertInnentreffens zu HIV und Hepatitis in Sitges (Spanien) verblüffte der Virologe Steven Yukl von der Universität von Kalifornien die internationalen Fachleute. Er hat mittels eines PCR-Tests tatsächlich HI-Viren im Blut des „Berliner Patienten“ nachgewiesen. „Es war nicht unsere Absicht, zu behaupten, dass HIV noch vorhanden ist oder dass der Patient nicht geheilt ist“, sagte Yukl. „Es gibt einige Signale, die von Viren stammen – aber wir wissen nicht, ob sie real sind oder auf Verunreinigungen des Tests beruhen“.

Den „Berliner Patienten“ dürfte das nicht beeindrucken (siehe dazu seine Homepage). Er nimmt seit Jahren keine antiretrovirale Therapie mehr. Er braucht sie nicht mehr. „Das übertrumpft all diese Virustests“, meint Douglas Richman, der ebenfalls auf der Universität von Kalifornien tätig ist und im Gegensatz zu Yukl keine Viren in Timothy Brown Blut gefunden hat, obwohl er die gleiche Testmethode verwendete.
Die Frage, wann man von einer Heilung sprechen kann und ob sie überhaupt möglich ist, hat neue Nahrung bekommen.
 

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