PlusMinus 1/12

Themen:
– HIV und Arbeitswelt
– Wenn ich HIV-positiv wäre
– HIV and your Sexlife
– Ich weiß ja nicht, mit wem er/sie vorher Sex hatte
– Personalisierte Medizin
– HIV und Arbeit
– Oberösterreichischer AIDS-Tag
– Positiv gesehen
– Rezensionen

Leseprobe: HIV/AIDS und Arbeitswelt
„Aufgrund der enormen Fortschritte in Medizin und Forschung ist HIV/AIDS im Verlaufe der letzten eineinhalb Jahrzehnte zu einer chronischen Erkrankung geworden. Dies bedeutet, dass in sehr kurzer Zeit ein tiefgreifender Wandel stattgefunden hat.
Die einstmals häufig recht schnell zum Tode führende Krankheit, gegen die es keine wirksamen Medikamente gab, ist zwar nicht heilbar, aber behandelbar und für einen großen Teil der Betroffenen gut handhabbar geworden. Diese Normalisierung im gesundheitlich-medizinischen Bereich hat aber auch dazu geführt, dass HIV/AIDS unsichtbar geworden ist. Die Bilder der vom Tode gezeichneten Körper sind aus den Medien verschwunden – um mit diesem auch die Betroffenen aus dem öffentlichen Bewusstsein. Den meisten von ihnen sieht man ihre Erkrankung nicht (mehr) an.
Die Gesellschaft hat mit der medizinischen Entwicklung in Richtung Normalisierung nicht Schritt gehalten. Sie reagiert auf Betroffene wie vor 20 Jahren – mit Diskriminierung und Ausgrenzung. So hat die gesundheitliche Verbesserung in vielen Bereichen des Alltags und der Lebensrealität HIV-positiver Menschen noch kaum Spuren hinterlassen. Die Betroffenen selbst sprechen nicht über ihre Infektion, weil sie Angst haben, ihre Existenz aufs Spiel zu setzen, ihren Job zu verlieren, wenn sie preisgeben, dass sie infiziert sind. Sie fürchten den sozialen Tod – den durch soziales AIDS verursachten Tod – zu sterben. Sie zahlen einen hohen Preis für diese Geheimhaltung. Sie zahlen mit der Belastung des Schweigens, des Sich-Ausgegrenzt-Fühlens. Besonders gravierend sind die Auswirkungen des sozialen AIDS auf die Berufstätigkeit – und damit auf die materielle Existenz und einen bzw. den zentralen Aspekt von Identitätsstiftung und Sinnfindung.“

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