Reveka Papadopoulos von Ärzte ohne Grenzen Griechenland schlägt Alarm: Griechenlands Gesundheitssystem ist durch die Wirtschafts- und Finanzkrise am Rand des Zusammenbruchs. Nach den einschneidenden Sparmaßnahmen sind in Griechenland rund zwei Fünftel der Mittel für Krankenhäuser gekürzt und in weiterer Folge viele Stellen abgebaut worden. Zeitgleich stieg der Bedarf nach medizinischen Leistungen um knapp ein Viertel. Als erschreckendes Beispiel für den derzeitigen Zustand führte Papadopoulos den Anstieg der HIV-Infektionen unter DrogengebraucherInnen in Athen an. Während von Januar bis Oktober 2010 lediglich 190 Ansteckungen verzeichnet worden sind, waren es im gleichen Zeitraum 2011 unglaubliche 2.375 gewesen – das entspricht einem Zuwachs von satten 1.250 %. Hauptgrund sei, dass keine kostenlosen Einwegspritzen mehr verteilt würden. Es ist kein Geheimnis, dass sich DrogengebraucherInnen, wenn sie ihre Spritzen untereinander teilen, einem nicht zu verachtendes Risiko aussetzen, da über Blutreste HIV und Hepatitis übertragen werden kann. Auch zu HIV-Übertragungen von Müttern auf ihre Kinder sei es gekommen, was sich durch HIV-Medikamente und andere Maßnahmen eigentlich gut verhindern ließe. „Dies kannten wir bisher nur aus Afrika, aber nicht aus Europa“, betonte Papadopoulos. Stark angestiegen sei außerdem die Zahl der Tuberkulosefälle unter Migranten, und im Süden des Landes sei erstmals seit Ende der Militärherrschaft im Jahr 1974 die Malaria wieder auf dem Vormarsch.