Die Zahl der HIV-Neudiagnosen ist in Österreich im vergangenen Jahr mit 525 Fällen wieder gestiegen. 2010 waren es 487 gewesen. Am Risikoverhalten der Bevölkerung in Sachen Immunschwächekrankheit kann sich damit kaum etwas geändert haben, stellten die ExpertInnen des Departments für Virologie der MedUni Wien in ihrer Jahresübersicht für 2011 zu dem Thema fest.
"Es wurden im Jahr 2011 in Österreich 525 Fälle von HIV-Infektionen neu diagnostiziert, das ist deutlich mehr als 2010, aber nur wenig höher als in den Jahren davor. Es scheint als ob der leichte Rückgang der Neudiagnosen im Jahr 2010 nur eine Zufallsschwankung war und keine wirkliche Änderung der Situation in Österreich stattgefunden hat. Leider sind wir nach wie vor von den niedrigeren Zahlen früherer Jahre weit entfernt, und es scheint, dass das HIV-Risikoverhalten sich nicht verbessert hat", schrieb Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl.
Eine Zunahme im Vergleich zu 2009 und 2010 habe es vor allem in Wien und Kärnten gegeben. Konstant würden 70 Prozent der Neudiagnosen einer HIV-Infektion österreichische StaatsbürgerInnen betreffen, zehn bis 15 Prozent Personen aus anderen europäischen Ländern und sechs bis zwölf Prozent PatientInnen aus Afrika.
Laut der seit Jahren laufenden österreichischen "Kohortenstudie" erhalten derzeit etwa 4.000 Personen antivirale Therapien in klinischen Zentren oder bei niedergelassenen HIV-Experten. Wenn die PatientInnen einbezogen werden, die bekannt HIV-positiv sind, aber derzeit keine antivirale Therapie erhalten, und angenommen wird, dass 25 Prozent aller HIV-Infizierten bis jetzt noch nicht diagnostiziert sind, käme man derzeit auf rund 8.000 mit HIV/Aids lebende Menschen.
Das Gesundheitsministerium geht davon aus, dass in Österreich derzeit rund 1.700 Menschen an der erworbenen Immunschwäche erkrankt sind. Die Zahl der PatientInnen, die seit 1983 an Aids verstorben sind, wurde mit Anfang Dezember 2011 mit 1.945 Personen angegeben. Hier hatten Nachforschungen und Überprüfungen mit einem Schlag zu einem deutlichen Anstieg in der Statistik geführt.
Die Virologin Puchhammer-Stöckl: "Ein sehr wichtiger Aspekt für das Eindämmen der HIV-Neuinfektionen ist der Zeitpunkt, wann im Krankheitsverlauf die Erstdiagnose der HIV-Infektion erfolgt. Hier zeigen die Daten, dass leider nur ca. 20 Prozent der Patienten in Österreich eine relativ frühe Diagnose erhalten." Bei einem Viertel der neu festgestellten Infektionen war bereits ein sehr fortgeschrittenes Stadium der Immunschwäche erreicht. Dadurch erhöht sich die Gefahr einer Weiterverbreitung.