In Nordafrika und im Nahen Osten ist die Zahl der HIV-Infizierten in den vergangenen Jahren rasant gestiegen. 460.000 HIV-Infizierte leben nach letzten Schätzungen in Nordafrika und im Nahen Osten; das sind mehr als zweieinhalbmal so viele wie noch vor zehn Jahren. Nun liegt die erste detaillierte Studie zu dieser Region vor, die untersucht, wie viele Männer, die Sex mit Männern (MSM) haben, HIV-positiv sind. Der Studie zufolge ("PLoS Medicine") haben sich in Ägypten und Tunesien bereits rund fünf Prozent der homo- und bisexuellen Männer mit dem AIDS-Erreger angesteckt. Wie nicht anders zu erwarten, spielen nach Angaben der Forschergruppe aus Katar auch hier riskante Sexualpraktiken eine Schlüsselrolle. "Wir können diesen Teil der Welt nicht länger als eine Region betrachten, die gegen die HIV-Epidemie immun ist", warnt Seuchenexpertin Ghina Mumtaz. Die WissenschaftlerInnen fordern dringend mehr medizinische Überwachung, HIV-Tests und Präventionsmaßnahmen, um das Überspringen der Seuche auf die breite Bevölkerung zu verhindern. Angesichts des Versteckspiels, zu dem Homosexuelle in vielen arabischen Ländern gezwungen sind, dürfte sich das als schwierig erweisen. Ein Hauptproblem ist, dass Sex zwischen Männern in vielen dieser Länder als unmoralisch gilt und/oder sogar illegal ist. Deswegen gäben manche Länder gar keine Studien in Auftrag, und nur wenige starteten Programme im Kampf gegen eine drohende Ausbreitung.