
Neben der Stigmatisierung infizierter oder erkrankter Frauen in der Gesellschaft, im Privatleben sowie am Arbeitsplatz kritisierte das Netzwerk vor allem Defizite und Vorurteile bei der ärztlichen Versorgung. "Uns stört, dass in der medizinischen Ausbildung sehr viel Information zu HIV und den Übertragungswegen fehlt, das betrifft auch das Pflegepersonal", kritisierte Maria Jonas von "Frauen und Aids in Österreich". Viele Fachärzte würden die Behandlung von HIV-Positiven verweigern, selbst in Wien fänden Betroffene nur schwer einen Zahnarzt oder einen Gynäkologen.
"Isolation betrifft vor allem Frauen", ergänzte Lex. Beispiele dafür nannte Wiltrut Stefanek vom Selbsthilfeverein PULSHIV, die sich vor 16 Jahren infiziert hatte und damit später an die Öffentlichkeit ging. Als Arbeitslose suchte sie bisher erfolglos eine Stelle im Handel: "Bis jetzt habe ich den Eindruck, dass HIV ein großes Problem für einen potenziellen Dienstgeber ist", erzählte Stefanek, die auf einen offeneren Umgang mit dem Tabuthema hofft.
Die Hälfte der weltweit 33 Millionen Menschen mit HIV bzw. Aids ist weiblich. In Osteuropa steigen die Infektionen durch Sexarbeit und intravenösen Drogenkonsum am rasantesten. Etwa 21 % der 1.278 an AIDS Erkrankten in Österreich sind Frauen. Knapp 45 Prozent der weiblichen Infizierten bzw. Erkrankten leben in Wien, weitere 16 Prozent in Graz, Linz, Innsbruck, Salzburg und Klagenfurt.