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Themen:
Armut
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Leseprobe: Armut als Konstante und als Katalysator auf dem Weg in die Perspektivlosigkeit

Circa dreißig Prozent der von der AIDS-Hilfe Tirol betreuten KlientInnen beziehen Sozialhilfe, rund die Hälfte eine Invaliditätspension mit Ausgleichszulage. Damit leben sie am Existenzminimum. Aus verschiedenen, durchwegs jedoch zwingenden Gründen wird sich an ihrer Einkommenssituation nichts oder nicht mehr viel ändern – und zwar ihr ganzes Leben lang nicht.
Zu übender und geübter Verzicht als allgegenwärtige Alltagserfahrung und langfristig geforderte Haltung führen häufig zu Zermürbung und Resignation, welche wiederum das Entstehen und die Verfestigung depressiver Stimmungslagen und Zustandsbilder begünstigen.
Diese Perspektive, langfristig arm zu sein, unentrinnbar arm, arm ohne Aussicht auf die Möglichkeit einer Veränderung dieser tristen Situation beeinträchtigt in hohem Ausmaß ihr Lebensgefühl, ihre psychische Befindlichkeit, prägt und verfestigt ihre Einschätzung über den ihnen zugewiesenen gesellschaftlichen Ort und dessen Koordinaten, die allesamt auf Ausgrenzung, Ausschluss und Nicht-Wertschätzung aufgrund von Nicht-Funktionieren im Sinne der dominanten gesellschaftlichen Werte verweisen.


 

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