Forderung nach bundesweiter Aufklärungskampagne

Vergangenes Jahr wurden 507 HIV/Aids-Betroffene in Österreich registriert. Schätzungsweise 9000 Österreicher leben derzeit mit HIV/Aids. Bis zu ein Drittel aller neu diagnostizierten HIV-Positiven sind so genannte „late presenters“, das heißt, es handelt sich um Personen, die erst im Spätstadium der Infektion als positiv erkannt werden. Somit haben Kontaktpersonen der Betroffenen lange Zeit ein Infektionsrisiko. Das ist das nüchterne Ergebnis der neuen Jahresbilanz des Instituts für Virologie in Wien zum Thema HIV/Aids. Die Fachleute des Instituts fordern daher „bei der Bevölkerung ein besseres Risikobewusstsein bezüglich HIV zu wecken“. Das Problem: In Österreich wird die Diagnose HIV oft über sogenannte Indikatorerkrankungen gestellt, die erst bei einem massiv beeinträchtigten Immunsystem und bei einer bereits stark reduzierten Zahl an T-Helferzellen im Blut (weniger als 200 CD4-positive Zellen unter 200 pro Mikroliter Blut) auftreten. Frühdiagnose und frühzeitige Behandlung erhöhen die Lebenserwartung der Patienten heute beträchtlich. Der Gesundheitssprecher der Grünen, Univ. Prof. Dr. Kurt Grünewald, fordert daher eine bundesweite Aufklärungskampagne. Dass die Diskriminierung von HIV/Aids-Betroffenen wieder steigt, kann die Aidshilfe Salzburg aus eigener Erfahrung nur bestätigen und unterstützt deshalb die Forderungen von Dr. Grünewald. Nach wie vor ist die Stigmatisierung von HIV-Infizierten und an Aids erkrankten Menschen extrem hoch. Ein „Outing“ könne immer noch zu Jobverlust, Isolation, Depression und Einsamkeit führen. Probleme gebe es auch dann, wenn ältere HIV-infizierte Menschen pflegebedürftig werden und es schwierig ist, eine betreute Wohnung oder einen Pflegeheimplatz zu finden. „Auch hier muss angesetzt werden, um den Menschen zusätzlich zu ihrer Krankheit das ‚soziale Aids‘ zu ersparen“, so Grünewald.

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