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Die Europäische Kommission warnt wegen der zunehmenden Zahlen an HIV-Neuinfektionen. Fast jeder dritte Infizierte, so Androulla Vassiliou, die Gesundheitsministerin der EU, wisse nicht von seiner Ansteckung Bescheid. Diese Unkenntnis jedoch kann fatale Folgen haben, da auf diese Weise HIV an andere Sexualpartner weitergegeben werden kann, sind doch gerade HIV-positive Menschen, die keine HIV-Therapie machen, viel ansteckender als Betroffene, welche virushemmende Medikamente einnehmen. Deshalb fordert Vassiliou, dass die EU ihre Bürger ermutigen müsse, für sich selbst und ihre Partner Verantwortung zu übernehmen, indem sie über HIV/AIDS sprechen, sicheren Sex praktizieren und sich auf HIV testen lassen.
Die EU-Staaten sollen wachsam sein, da sich in einigen an die die EU angrenzenden Staaten die Zahl der Infizierten zu verdoppeln droht. An dieser Stelle gibt die EU-Kommission an, dass in den 27 Mitgliedstaaten und deren Nachbarländern die Zahl der Betroffenen von eineinhalb Millionen im Jahr 2001 auf 2,2 Millionen im Jahr 2007 angestiegen ist. Im Jahr 2007 sind gar 50.000 Neu-Infektionen verzeichnet worden. Besonders viele Betroffene leben in der Ukraine, wo 1,6 Prozent der Gesamtbevölkerung mit HIV infiziert ist, sowie in Estland mit 1,3 Prozent und Russland mit 1,1 Prozent. Während in der EU HIV hauptsächlich durch homosexuelle und heterosexuelle Sexualpraktiken weitergegeben wird, stecken sich in den Nachbarländern der EU die Menschen meist beim Needle-Sharing, das ist der gemeinsame Gebrauch von benutzten Spritzen, mit dem Virus an.
Aus den oben genannten Gründen setzt sich die EU-Kommission das Ziel, die Immunschwächekrankheit mit einem Aktionsplan vor allem in Osteuropa, wo besonders viele Betroffene leben, zu bekämpfen und Neuinfektion vorzubeugen. Das Wissen um die eigene Infektion ist deshalb wichtig, weil es heute Behandlungsmöglichkeiten gibt, welche den Ausbruch von AIDS verhindern können. Aus diesem Grund fordert die Kommission, dass in allen Staaten der Zugang zur HIV-Prävention gewährleistet sein müsse und den Betroffenen erschwingliche antiretrovirale Arzneimittel zur Verfügung gestellt werden. Denn gerade in Osteuropa haben nur zehn Prozent aller HIV-Positiven Zugang zur medikamentösen Behandlung. Darüber hinaus verschärfen Koinfektionen wie Tuberkulose und Hepatitis die gesundheitlichen Probleme. Des Weiteren müsse die Diskriminierung von Randgruppen bekämpft werden. Ungeachtet des Gesundheitszustands müsse die Achtung der Menschenrechte, der sexuellen Orientierung, der Lebensweise sowie der nationalen und sozialen Herkunft gesichert sein. Hierbei handelt es sich um Forderungen, die wohl nicht allein an osteuropäische Staaten gerichtet sind, sondern auch in Österreich und zahlreichen anderen Mitgliedstaaten hoch aktuell sind.
HIV-Prävention ist der effektivste Weg, um diesen Problemen entgegenzuwirken und die Zahl der Neuinfektionen zu senken. Die Prävention muss allerdings den lokalen Umständen gerecht werden und ganz gezielt erfolgen, d.h. auf jene gesellschaftlichen Gruppen zugeschnitten sein, die von HIV besonders stark betroffen sind. Um die Effizienz der Maßnahmen gegen HIV zu beurteilen, soll bis 2012 eine unabhängige Bewertung aller Interventionen der EU zur Bekämpfung von HIV/AIDS in Europa durchgeführt werden.