HIV-Therapie macht sich bezahlt

Photo: jg_79 / photocase.com

Jacob Bor und seine Mitarbeiter haben untersucht, wie sich die Lebenserwartung von mehr als 100.000 Bewohnern in einer ländlichen Region der Provinz KwaZulu-Natal in den Jahren zwischen 2000 und 2011 veränderte. Dort sind viele Menschen mit HIV infiziert: etwa die Hälfte aller Frauen zwischen 30 und 49 Jahren und ein Drittel aller Männer zwischen 35 und 49 Jahren. 2004 wurde dort von der südafrikanischen Regierung mit Unterstützung eines US-Nothilfe-Programms die Behandlung mit der antiretroviralen Kombinationstherapie (ART) ausgeweitet.
Infolge dessen stieg nun die Lebenserwartung der Bewohner um mehr als elf Jahre an, berichten die Forscher um Bor. Konnte ein 15-Jähriger 2003 damit rechnen, ein Alter von gerade mal 49,2 Jahren zu erreichen, stieg die mittlere Lebenserwartung im Jahr 2011 auf 60,5 Jahre. Die Forscher ermittelten anschließend, dass sich die Kosten der Behandlung auch aus wirtschaftlicher Sicht lohnen.

 

 

 

Insgesamt seien bis zum Ende der Studie schätzungsweise 10,8 Millionen US-Dollar (etwa acht Millionen Euro) in das Programm investiert worden. Pro Patient müssten jährlich zwischen 500 und 900 US-Dollar bereitgestellt werden. Diesen Ausgaben müssten die Kosten entgegengestellt werden, die dem Staat zum Beispiel durch den Verlust von Arbeitskräften oder durch die nötige Unterstützung für Witwen oder Waisen entstehen. Insgesamt überwiegen die Vorteile der ART die Kosten bei weitem, wie die Forscher schreiben.

Ein Team um Frank Tanser, ebenfalls von der Universität von KwaZulu-Natal, hatte Daten von mehr 16.500 BewohnerInnen ausgewertet, die zu Beginn der Untersuchung im Jahr 2004 nicht HIV-infiziert waren. Mit der Ausweitung der ART-Behandlung sank nun deren Infektionsrisiko deutlich, fanden die Forscher heraus. So habe ein nicht-infizierter Mensch in einer Gemeinde, in der die Kombinationstherapie verbreitet eingesetzt wird, ein um 38 Prozent geringeres Infektionsrisiko als einer, der in einer Gemeinde lebt, in der nur wenige HIV-Infizierte nach diesem Standard behandelt werden.
Ihre Untersuchung belege, dass eine weitere Ausweitung des ART-Programms im südlichen Afrika erheblich dazu beitragen könne, die Zahl der sexuell übertragenen HIV-Infektionen bis 2015 zu halbieren – ein Ziel, das die Vereinten Nationen auf ihrer Generalversammlung 2011 ausgegeben hatten. Die Länder südlich der Sahara gehören noch immer zu den HIV/AIDS-Brennpunkten der Welt. 2011 lebten dort nach UNO-Angaben etwa 23 Millionen HIV-Infizierte.

 

 

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