Schweizer Empfehlungen zur HIV-PrEP

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Die Eidgenössische Kommission für sexuelle Gesundheit (EKSG) hat vor kurzem eine Empfehlung zur Prä-Expositionsprophylaxe (PrEP) im Bulletin des Schweizer Bundesamtes für Gesundheit veröffentlicht. PrEP ist eine Präventionsmaßnahme, bei der HIV-negative Personen eine antiretrovirale Therapie – wie üblicherweise nur HIV-positive Personen – einnehmen, um sich vor einer möglichen HIV-Infektion zu schützen. Die täglich geschluckte Tablette bietet – so die bisherigen Studien – keinen 100%igen Schutz. Vertraut man den bisherigen Berechnungen, liegt die Sicherheit zur Verhinderung einer HIV-Infektion durch das Medikament etwa gleich hoch wie beim Kondom, eventuell eine Spur höher. Allerdings ist die PrEP alles andere als kostengünstig und die Langzeitnebenwirkungen sind teilweise noch nicht erforscht.

Die Wirkungsweise der PrEP basiert auf einem antiviralen Medikament, ein pharmakologischer Mix, der geschluckt wird. Sie wirkt also chemisch und kommt von innen. HI-Viren infizieren ja zunächst Immunzellen im Bereich der Eintrittsstelle des HI-Virus und erst nach mehreren Stunden wandern sie in nahe gelegene Lymphknoten, wo sie sich vermehren und von dort aus weiter verbreiten. Über einen ausreichenden Spiegel eines Anti-HIV-Medikaments entsteht der Schutz gegen eindringende HI-Viren.

Die EKSG geht davon aus, dass nur bei einer Minderheit der Männer, die Sex mit Männern haben, ein günstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis vorliegt. Mögliche Hinweise auf die Zielgruppe sind:

  • Konsum von Chemsex-Drogen,
  • kürzlich erworbene sexuell übertragbare Infektionen
  •  wiederholte Verschreibung einer HIV-Postexpositionsprophylaxe.

Zusätzlich wird betont, dass die behandelnden ÄrztInen ihre PatientInnen auf mögliche langfristige Nebenwirkungen wie Nieren- und Knochentoxizität und auf ein erhöhtes Krebsrisiko hinweisen müssen. Vor dem erstmaligen Verschreiben einer PrEP sieht die EKSG außerdem eine umfangreiche Untersuchung vor und empfiehlt die PrEP nur „für begrenzte Zeiträume und nur für eine kleine Gruppe von Personen mit erheblichem HIV-Risiko, für die der konsistente Gebrauch von Kondomen keine Option darstellt, und die durch die regelmässige prophylaktische Einnahme von HIV-Medikamenten wieder eine angstfreie Sexualität leben können“. Für Besucher von Sexpartys oder bei sextouristischen Reisen in Länder mit hoher HIV-Prävalenz wäre zudem eine zeitlich befristete PrEP sinnvoll. Da die PrEP aber nicht vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten (Syphilis, Hepatitis usw.) schütze, sollten zusätzlich Kondome verwendet werden.

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