PrEP hilft, ist aber kein Wundermittel

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Damit lassen sich Erfolge, aber keine „Wunder“ erzielen. Dies geht aus einer Zusammenfassung der vorhandenen Daten von Wiener Virologen hervor.

„Eine PrEP kommt nur für Personen mit einem nachgewiesenen negativen HIV-Status infrage, und ein initialer HIV-Test vor PrEP-Beginn sowie regelmäßige HIV-Folgetests sind obligat. Zielgruppen einer PrEP sind HIV-negative Personen, die ein substanziell erhöhtes Risiko haben, sich mit HIV anzustecken. Dazu zählen HIV-serodiskordante Partner (einer HIV-positiv, der andere HIV-negativ), MSM (Men, who have sex with men) oder intravenös Drogenabhängige. Mehrere Studien haben bereits gezeigt, dass die HIV-Neuinfektionen bei Personen, die ein PrEP erhielten unter verschiedenen Studienbedingungen um 42 bis 86 Prozent gesenkt werden konnten“, schrieben jetzt die Wiener Expertinnen Karin Pollak und Elisabeth Puchhammer-Stöckl vom Department für Virologie der MedUni Wien in der Virusepidemiologischen Information (siehe Anhang).Das zugelassene Medikament enthält Tenofovir und Emtricitabin in einer fixen Kombination. Beides sind Hemmstoffe des Reverse Transkriptase-Enzyms der HI-Viren. In einer im Jahr 2015 im „Lancet“ erschienenen Studie mit mehr als 500 HIV-negativen Männern, die mit Männern Sex hatten, wurden gute Erfolge erzielt. Eine Gruppe der Studienteilnehmer erhielt das Arzneimittel zur täglichen Einnahme, die andere Gruppe sollte das Medikament erst ein Jahr später erhalten. Bei Männern, die das Mittel sofort erhielten, wurden im ersten Jahr der Studienteilnahme drei HIV-Infektionen festgestellt. In der Gruppe, die keine PrEP erhielt, wurden 20 HIV-Infektionen dokumentiert.

Bei einer ebenfalls im Jahr 2015 im „New England Journal of Medicine“ publizierten Studie aus Frankreich wurde die PrEP nicht kontinuierlich, sondern nur gezielt bei vorhersehbaren Sexualkontakten bei MSM gegeben (kurz vor Kontakt und 24 sowie 48 Stunden nach der ersten Einnahme). In der Personengruppe, die das Medikament prophylaktisch erhielt, gab es im Verlauf der Beobachtungszeit zwei HIV-Infektionen. In der Gruppe, die ein Placebo erhielt, wurde in 14 Fällen eine HIV-Infektion festgestellt. „In beiden Studien wurde eine relative Reduktion der Infektionsrate von 86 Prozent errechnet. Offenbar kommt es also bei verschiedenen Formen der PrEP zu einer deutlichen Schutzwirkung, aber nicht alle HIV-Infektionen können dadurch verhindert werden. Zum Teil kann das Versagen der PrEP vermutlich auch auf eine mangelnde Zuverlässigkeit bei der Medikamenteneinnahme zurückgeführt werden“, schrieben die Expertinnen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt derzeit, dass eine PrEP Personen angeboten werden soll, die einem substanziellen HIV-Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind. Es werde aber generell ausdrücklich betont, dass es sich bei der PrEP nur um eine zusätzliche Präventionsstrategie handelt, die neben den klassischen Maßnahmen der Prävention, wie der Benutzung von Kondomen, eingesetzt werden könne. Die Einnahme sollte unter medizinischer Begleitung bei regelmäßigen Kontrolluntersuchungen erfolgen.

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